Arbeitsplatz extrem: Ausgebildete Köche wie VKD-Neumitglied Kai Rosenhagen sind unter den unterschiedlichsten Arbeitsbedingungen im Einsatz.
VKD-Neumitglied Kai Rosenhagen arbeitet aktuell für das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Vor vier Jahren war er Schiffskoch auf der „Polarstern“ im Arktischen Meer. In der Serie „Who is Who im VKD“ stellen wir Mitglieder des Verbands vor.
Text Aina Keller Fotos Alfred-Wegener-Institut/Thomas Steuer, privat
Seinen 50. Geburtstag im Mai hat Kai Rosenhagen mit der Besatzung der „Deneb“ gefeiert, ein deutsches Vermessungsschiff, das vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) betrieben wird. „Das war nur einer der vielen Geburtstags- und Feiertagen, die ich nicht an Land war bei Familie und Freunden“, sagt der Niedersachse, der sich in diesem Jahr dazu entschlossen hat, Mitglied im VKD zu werden.
Kai Rosenhagen arbeitet seit mehr als 30 Jahren als Koch und fährt seit 2016 auf den unterschiedlichsten Schiffen zur See: Aida Cruises, Fährschiffe der TT-Line, Lotsenschiffe vor Cuxhaven und Bremerhaven sowie im Winter 2019/2020 der Forschungseisbrecher Polarstern. Der Schiffskoch bringt viel Erfahrung mit in die Kombüse. „Die Capella hat derzeit aktuell leider keinen Kochauszubildenden, das hat mit der Kapazität und der Anzahl der Kabinen auf dem Schiff zu tun“, erzählt Kai. „Auf der ,Atair‘, einem deutlich größeren Behördenschiff der BSH für Spezialaufgaben, ist aktuell ein Kochazubi an Bord. Das ist eine sehr gute Sache und ich persönlich finde, dass eine Kammer für den Koch an Bord immer frei sein sollte.“
Engagement für die nächste Generation
Gute Köchinnen und Köche, die Lust aufs Weltenbummeln haben und alle zwei Jahre die Anforderungen der Seediensttauglichkeit erfüllen, würden auf Schiffen „mit Handkuss genommen“, ist die Erfahrung des Kochs. Unter anderem deshalb ist es ihm auch so wichtig, sich für den Kochberuf stark zu machen: „Ich bin als Mitglied in den VKD eingetreten, weil ich davon überzeugt bin, dass wir nur gemeinsam unseren Beruf für die Zukunft stärken und unterstützen können“, sagt Kai Rosenhagen. „Meine eigene Kochausbildung im damaligen Romantik-Hotel Josthof in Salzhausen war sehr intensiv, ich habe von der Pike auf alles gelernt, wir haben alles frisch zubereitet und waren damals 20 Azubis in der Küche. Auf diese Zeit schaue ich gern zurück, sie war die Grundlage für alles, was ich danach gemacht habe.“
Extrem-Erfahrungen in der Arktis
Eine Arbeitsstelle, die im Lebenslauf des Niedersachsen besonders ins Auge fällt, ist ohne Zweifel der Einsatz auf der „Polarstern“, einem Eisbrecher, der seit mehr als 40 Jahren im Dienst der Forschung in Arktis und Antarktis weltweit unterwegs ist. Im Herbst 2019 ging die Polarstern auf ihre bis dahin größte und ambitionierteste Arktis-Expedition aller Zeiten und driftete mit rund 110 Menschen an Bord monatelang durch das Nordpolarmeer. Gut vier Monate lang war auch Kai Rosenhagen bei der Mosaic-Expedition dabei, allein für die Rückreise im Januar 2020 brauchte er vier Wochen. Eher zufällig hatte der Koch damals die Job-Anzeige gefunden und im Zuge einer relativ aufwändigen Bewerbung alle geforderten Tests bestanden. Im September 2019 ging es los mit dem Kochen in fast vollständiger Dunkelheit für Crew-Mitglieder, die stundenlang bei minus 26 Grad Außentemperatur auf der Scholle im Einsatz waren. Ausflüge auf der Eisfläche waren für Kai eher die Ausnahme, denn der Arbeitstag für das Dreierteam in der Schiffsküche startete kurz vor fünf Uhr morgens und war mit allen Haupt- und Zwischenmahlzeiten sowie einer Mittagspause gegen 19 Uhr zu Ende. Die Extrembedingungen und das ständige Stand-By haben den erfahrenen Koch an seine mentalen und körperlichen Grenzen gebracht. Ins Arktische Meer muss er künftig nicht mehr, aber die außergewöhnlichen Erfahrungen kann ihm keiner mehr nehmen.
Kochberuf mit Zukunft
Derzeit arbeitet Kai Rosenhagen als Schiffskoch auf der „Capella“, bis ein Stammkoch gefunden ist. Immer im Wechsel ein paar Tage zu Hause und dann wieder ein bis zwei Wochen in der Schiffskombüse: ein Leben, das ihm gefällt und ihn ausfüllt. Umso wichtiger ist es dem 50-Jährigen, sich für den Beruf zu engagieren und andere dabei mitzunehmen. Ob im Dialog mit anderen VKD-Mitgliedern oder mit Berichten über aufregende Einsätze an Bord: Seine Erlebnisse und Erfahrungen können Lust machen, den Kochberuf zu ergreifen und ihm treu zu bleiben.
WHO IS WHO IM VKD
Seine ehrenamtlichen Mitglieder sind das Herz und zugleich der Motor des VKD. Doch wer genau steckt eigentlich dahinter? Wer ist Mitglied der VKD-Familie? Was motiviert diese Mitglieder zum Ehrenamt, welche Lebensläufe und welche Erfahrungen bringen sie mit, was beschäftigt sie? In der Serie „Who is Who im VKD“ treffen wir einige von ihnen und stellen Fragen.
