Viele Berufe für eine Berufung Seit 2018 treffen sich Studierende aus Deutschland, Spanien und Italien im Rahmen eines Erasmus Plus-Projekts. Alle Fotos: Klara-Oppenheimer-Schule

Wie vielseitig die Ausbildungsberufe und Abschlüsse im Bereich Ernährung sein können, zeigt das Berufsbildungszentrum in Würzburg. Hier werden seit Jahrzehnten Fachleute für die Hauswirtschaft erfolgreich aus- und weitergebildet.

von Aina Keller

Angefangen hat alles vor fast 100 Jahren, als in Würzburg die Berufsfortbildungsschule für Mädchen gegründet wurde. Über die städtische hauswirtschaftliche Berufsschule und die städtische Berufsfachschule für Haushalt und Kinderpflege entwickelte sich die Schule zum städtischen Berufsbildungszentrum für Hauswirtschaft und Sozialwesen in der Königsberger Straße. 2007 erhielt die Schule den offiziellen Namen Klara-Oppenheimer-Schule.

In der schuleigenen Mensa werden im Normalfall bis zu 250 Menüs am Tag hergestellt.
In der schuleigenen Mensa werden im Normalfall bis zu 250 Menüs am Tag hergestellt.

Arbeiteten in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts die hauswirtschaftlich gebildeten Frauen noch für ein mageres Entgelt, so hat diese Berufsgruppe heute aufgrund der guten Berufschancen und Weiterbildungsmöglichkeiten die verdiente gesellschaftliche und damit auch monetäre Anerkennung gefunden. Ein Gleichklang mit anderen Berufen ist erreicht. Die berufliche Bildung im Bereich Ernährung und Versorgung in Würzburg steht auf drei Säulen:

  • In der Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung findet die Grundausbildung zum/r staatlich geprüften Assistenten*in für Ernährung und Versorgung bzw. staatlich geprüfter/n Hauswirtschafter*in statt. Gemeinsam mit den Studierenden der Fachakademie betreiben die Schüler*innen die schuleigene Mensa mit (im Normalfall) bis zu 250 Menüs am Tag.
  • Zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung im Bereich Hauswirtschaft wird ein berufsbegleitender Kurs angeboten.
  • Die Fachakademie für Ernährungs- und Versorgungsmanagement bildet innerhalb von drei Jahren staatlich geprüfte Betriebswirte*innen für Ernährungs- und Versorgungsmanagement aus. Voraussetzung sind der mittlere Schulabschluss sowie eine einschlägige Berufsausbildung.
Praxisnähe wird auch in Pandemiezeiten großgeschrieben.
Praxisnähe wird auch in Pandemiezeiten großgeschrieben.

Digitale Ideen fürs Jetzt

Grenzüberschreitendes Kochen und der Austausch mit anderen Nationen sind für die Würzburger Schule eine Selbstverständlichkeit, unter anderem im Rahmen einer strategischen Schulpartnerschaft von Erasmus+, die aus Mitteln der Europäischen Union finanziert wird. So ist die Fachakademie für Ernährungs- und Versorgungsmanagement seit Herbst 2018 gemeinsam mit zwei beruflichen Schulen in Zentralspanien und Italien in dem internationalen Projekt „Slowfood – living Europe, encouraging the regions“ zum Thema Nachhaltigkeit in der Ernährung aktiv. Die Studierenden beschäftigen sich unter verschiedenen Blickwinkeln mit traditionellen Herstellungsverfahren von Lebensmitteln. Dabei haben sie vor allem den europäischen Kontext im Fokus und beleuchten die Frage, weshalb traditionelle Verfahren die Regionen stärken können. Bereits vier Mal haben sich deutsche Studierende mit Spaniern und Italienern in einem der drei Länder getroffen. Als die realen Treffen in 2020 ausfallen mussten, bot die spanische Schule kurzerhand ein Web-Seminar für alle zum Thema Fingerfood und Slow-Food an.

Online-Lösungen stehen im Moment hoch im Kurs: Das gilt auch für das Wahlfach „Interkulturelle Kompetenz“, in dem es unter anderem darum geht, über den Tellerrand der eigenen kulturellen Prägung hinauszusehen und einen Perspektivenwechsel vorzunehmen – durch praxisnahe Online-Vorträge und mit Referenten aus aller Welt. Die Schule wird dabei tatkräftig unterstützt von der „Grenzenlos“-Lernkooperation und konnte trotz Pandemie Anfang des Jahres ein Online-Treffen mit einer chinesischen Studentin anbieten.

Nachhaltige Ernährung ist ein wichtiger Fokus bei der Projektarbeit und im Unterricht.
Nachhaltige Ernährung ist ein wichtiger Fokus bei der Projektarbeit und im Unterricht.

Die Zukunft im Blick

Ob die Entwicklung von „KlimaMacher“-Projekten für einen Wettbewerb der Stadt Würzburg oder eine Projektwoche rund um nachhaltige Ernährung in der Großküche: Die Schüler*innen und Studierenden engagieren sich mit Weitblick für konkrete Projekte und setzen diese möglichst praxisnah um. Bestes Beispiel dafür sind die wechselnden Schülerfirmen, die alljährlich neue Schwerpunkte festlegen und eine ganz eigene Handschrift für das „Unternehmen“ entwickeln. Die Themenvielfalt ist groß und reicht von einem regionalen Kochbuch (Pimp my Taste) über eine einzigartige Kaffeesatzseife für die Anwendung in der Profiküche (Seif your Life) bis hin zu einer nachhaltig produzierten Schokolade mit Hanfsamen (Schocana). Alle drei Schülerfirmen erzielten beim Bayerischen Landeswettbewerb den Titel „Beste Schülerfirma Bayerns“.

Die Klara-Oppenheimer-Schule hat es sich auf die Fahnen geschrieben, nicht stehen zu bleiben, sondern sich gemeinsam mit Schulleitung, Lehrer*innen, Schüler*innen, Studierenden und Verwaltung weiterzuentwickeln. „In den Wirtschaftsunternehmen sind Qualitätsentwicklung und Qualitätsmanagement seit vielen Jahren eingeführt. Dies ist in den Schulen jedoch nicht so einfach möglich, da eine Schulstruktur nicht mit der eines Unternehmens übereinstimmt“, heißt es in Würzburg. „Schulentwicklung bedeutet, dass im Rahmen fester Strukturen und durch einheitliches Vorgehen die Analyse der schulischen Prozesse erfolgt. Diese Ergebnisse und die daraus abgeleiteten Maßnahmen werden anschließend dokumentiert, sodass der aktuelle Stand jederzeit transparent nachvollziehbar ist.“

Wer war Klara Oppenheimer? Die deutsche Lehrerin, Medizinerin und Frauenrechtlerin Klara Oppenheimer (1867 bis 1943) entstammte einer jüdischen Familie und war die erste Ärztin mit eigener Praxis und Kassenzulassung in Würzburg. Die Tochter deutscher Eltern engagierte sich für die Rechte von Mädchen und Frauen, hatte ab 1933 unter dem Nazi-Terror zu leiden und kam in Theresienstadt ums Leben. In Erinnerung an die Vorreiterin der Frauenbewegung wurden vor ihrem Elternhaus ein Stolperstein verlegt sowie eine Straße und ein Berufsbildungszentrum in Würzburg nach ihr benannt.

Auf einen Blick

Klara-Oppenheimer-Schule in Würzburg

  • Städtisches Schulzentrum mit Berufsschule, Berufsfachschulen und Fachakademien
  • Unterricht in kaufmännischen, hauswirtschaftlichen und sozialen Ausbildungsberufen
  • Gesamt ca. 3.200 Schülerinnen und Schüler
  • Die Fachgruppe Ernährung/Versorgung ist in drei Bereiche untergliedert: die Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung mit 50 Schüler*innen, die Fachakademie für Ernährungs- und Versorgungsmanagement mit derzeit 47 Studierenden, jeweils verteilt auf drei Jahrgangsstufen sowie der Vorbereitungskurs zur Meisterprüfung in der Hauswirtschaft mit 22 Kursteilnehmern.
  • Website: www.klara-oppenheimer-schule.de
  • Kontakt: info@klara-oppenheimer-schule.de

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