In Zeiten von bundesweiten Kontaktsperren und geschlossenen Betrieben greifen auch Köchinnen und Köche immer mehr auf technische Hilfsmittel für die Kommunikation mit ihren Gästen zurück. Mit Social Media Marketing und Online-Marketing schaffen es Betriebe, im Gespräch zu bleiben, das Take-Away Geschäft anzukurbeln und sich für die Zeit nach der Krise zu empfehlen.
Von Anouk Friess
Das Coronavirus nimmt Einfluss auf die Social Media-Welt. Auch Köchinnen und Köche können in der Krise auf Social Media zurückgreifen, um sich in Erinnerung zu rufen oder wichtige Informationen weiterzugeben. Viele Betriebe haben mittlerweile einen Facebook- und Instagram-Kanal. Für Köchinnen und Köche, die noch keinen Social Media-Auftritt haben, ist es nun Zeit, aktiv zu werden.
Wer jetzt einen Abhol- oder Lieferservice anbietet, kann die digitalen Tools für sich nutzen. Besonders wichtig ist, dass die Öffnungs- bzw. Bestell-, Liefer- und Abholzeiten sowie die Kontaktdaten gut erkennbar sind und stets aktualisiert werden. Informationen der Homepage müssen mit den Postings auf Facebook oder Instagram übereinstimmen. Hilfreich sind aufmerksamkeitsstarke Hinweise, ein auffälliges Banner oder eine Slideshow. Informationen, die nicht fehlen dürfen, sind z. B. die aktuelle Speisekarte inklusive Preise pro Portion als Download, Angaben und Verknüpfungen zu den verfügbaren Zahlungsmethoden sowie Angebote wie Menüs, Familienpakete oder Vorratsartikel. Außerdem eine digitale Karte zur Anfahrt und Infos zur Abholung, ein Statement zu den Hygienevorschriften mit Download-Link, Unterlinks zu eigenen Rezepturen und – wer möchte – ein digitaler Aufruf, eine Botschaft aus dem Betrieb zur aktuellen Situation.
Wer in diesen Zeiten sein Restaurant nicht öffnet, kann seine Gäste ebenfalls digital erreichen und die Kommunikation mit ihnen suchen. Stammkunden freuen sich beispielsweise über Rezeptvorschläge, die sie einfach zuhause nachkochen können. Persönliche, witzige Geschichten aus dem Köche-Alltag sorgen dafür, dass Gäste auch nach der Krise gerne wiederkommen.
Social Media schafft Loyalität
Das regelmäßige Posten von ansprechenden Fotos, Rezeptvorschlägen, Kochvideos und Videos zur Verwertung von Lebensmitteln schafft Normalität, Zuversicht und Loyalität. Die erfolgreiche Food-Bloggerin Corinna Frei von Schüsselglück empfiehlt, auf Facebook und Instagram aktiv zu sein: „Instagram ist gerade für Storytelling gut und um schnell Inhalte im Feed und in der Story zu teilen. Facebook eignet sich für besonders informative Inhalte, zum Beispiel Blogposts. Für den Aufbau einer Community sind Facebook-Gruppen ideal.“ Mit der Nutzung der richtigen Hashtags stellen Betriebe sicher, dass die Botschaft hinter dem Posting verstanden wird und die Beiträge schneller gefunden werden. Durch Nutzung des Hashtags #ChefsCoronaCare können Köchinnen und Köche zu Solidarität und Gemeinschaft aufrufen, mit den Hashtags #Supportyourlocal und #SupportyourLocalRestaurant auf den Take-Away-Service hinweisen.
Reichweite und Storytelling
Die organische, also nicht bezahlte Reichweite lässt sich durch Interaktionen steigern, meint Frei. „Man sollte auf Kommentare reagieren und bei anderen Accounts sinnvolle Kommentare hinterlassen.“ Es sei wichtig, Inhalte mit Mehrwert zu bieten und regelmäßig zu posten. Beim Aufbau einer Community käme es darauf an, das Vertrauen der Follower zu gewinnen und ihnen das Gefühl zu geben, nahbar zu sein. Man sollte auf Fragen und Anregungen der Community reagieren, so Frei. Es lohne sich, einen Blick auf die eigenen Statistiken zu werfen. „Inhalte, die zu mehr Interaktionen führen, sollten auch vermehrt gespielt werden“, erklärt die Food-Bloggerin. Gutes Storytelling im Food-Bereich helfe, sich als Marke zu positionieren. „Authentisch sein, auch mal einen Blick hinter die Kulissen geben, zum Beispiel zeigen, dass man die Zwangspause für die Kreation neuer Rezeptideen nutzt, macht gutes Storytelling aus“, sagt Frei. Mit richtigem Mehrwert hebe man sich von 08/15-Accounts ab. „Bilder von hübschen Kaffeetassen und Guten-Morgen-Wünsche gibt es mittlerweile genug auf Instagram“. Fazit: Mit inhaltlich relevanten Postings und viel Interaktion mit den Lesern lässt sich Reichweite aufbauen.
Das richtige Bild
Bei den Postings kommt es auch auf das richtige Bildmarketing an. „Eine gute Belichtung durch Tageslicht oder geeignete Fotolampen ist wichtig“, weiß Frei. Man könne auch eine Geschichte um das Gericht herum erzählen, indem man beispielsweise Zutaten als Requisiten verwendet oder mögliche Serviervorschläge zeigt. „Gleichzeitig muss man bei Requisiten darauf achten, dass diese nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen und vom eigentlichen Gericht ablenken. Auch sollte man sich vorher überlegen, wie man das Gericht oder Lebensmittel fotografieren möchte. Beispielsweise hat man für Speiseeis wenig Zeit für das Foto.“ Ansprechende Food-Bilder sind essentiell für den Erfolg der Website und der Social Media-Kanäle.
Begriffserklärung
- Reichweite: Die „organische Reichweite“ bezieht sich auf die Gesamtanzahl der Nutzer, die den Content gesehen haben. Mit dem Begriff „bezahlte Reichweite“ ist die Anzahl der Personen gemeint, auf deren Bildschirm bezahlte Beiträge von einer Seite angezeigt wurden.
- Hashtag: Ein mit Doppelkreuz # versehenes Schlagwort, das Nachrichten mit bestimmten Inhalten oder zu bestimmten Themen in sozialen Netzwerken auffindbar macht.
- Social Media Algorithmus: Die Social Media Plattformen analysieren genau, was ihren Nutzern gefällt. Welche Beiträge User liken, wie lange sie Fotos anschauen und was sie kommentieren, merken sich Facebook und Instagram. Die Algorithmen sorgen dafür, dass Nutzer ähnliche Beiträge in Zukunft öfter und als erstes angezeigt bekommen.
- Storytelling: Kreative Geschichten auf Social Media erzählen und mit multimedialen Formaten (Videos, Web-Artikeln, Fotos) verbreiten. Trockene Informationen werden so besser und spannender vermittelt.
- Blog-Post: Ein Posting auf Social Media, das auf einen Artikel eines Blogs (Online-Tagebuch) verlinkt.
KÖCHE HELFEN KÖCHEN
Jetzt ist die Zeit, in der wir solidarisch zusammenstehen müssen. Wer braucht Hilfe? Wer hat Kapazitäten frei? Wer hat konstruktive Vorschläge? Wer plant Aktionen? Mehr dazu in der VKD-Facebook-Gruppe „Köche helfen Köchen“.