Rückenschmerzen bei Köchen vorbeugen Rückenschmerzen gehören in Deutschland zu den häufigsten Erkrankungen, die zu Arbeitsausfällen führen. Köche bilden da keine Ausnahme. Foto: goir/Adobe Stock

Rückenschmerzen – ein Phänomen, das viele Köche aus dem Alltag kennen, dem aber häufig viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Dabei können einfache Maßnahmen helfen, Rückenprobleme zu vermeiden.

Von Andrea Schorradt

  1. Achten Sie darauf, dass Ihr Arbeitstisch zu tief ist und Sie sich vorbeugen müssen.
  2. Stehen Sie möglichst ununterbrochen auf derselben Stelle! Auf keinen Fall die Körperhaltung wechseln und für Entspannung sorgen!
  3. Führen Sie niemals Ausgleichsübungen durch! Ihre Kollegen und Ihr Chef könnten sonst auf die Idee kommen, Sie seien nicht ausgelastet.

Na, stutzig geworden? Zu Recht! Die Tipps der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) weisen mit einem Augenzwinkern darauf hin, wie Köche ihr Rückenschmerz-Risiko fördern können. Ein Ziel, das sicherlich niemand verfolgt. Trotzdem werden viele Leser an der einen oder anderen Stelle genickt haben, weil sie sich eben doch wiedererkannt haben.

Rückenschmerzen gehören in Deutschland zu den häufigsten Erkrankungen, die zu Arbeitsausfällen führen. Prävention sollte also eigentlich ein großes Thema sein. Ist es aber viel zu selten. Dr. rer. nat. Ingo Bradl von der BGN, Geschäftsbereich Prävention, Gesundheitsschutz, weiß: „Rückenprobleme sind meist erst dann ein Thema, wenn die Schmerzen schon da sind.“ Köche und Küchenhilfen verbringen naturgemäß einen Großteil des Arbeitstags im Stehen. Doch nicht nur das belastet den Rücken auf Dauer, viel häufiger führen falsche Arbeitshöhen dazu, dass der Körper dauerhaft leicht vorgeneigt ist. „Da reicht schon eine Neigung von zehn Grad aus und muskuläre Probleme sind vorprogrammiert“, weiß Bradl. Wird nicht frühzeitig gegengesteuert, seien chronische oder wiederkehrende Rückenschmerzen die Folge.

Schneidbretterhöhung für optimale Stehhöhe

Höhenverstellbare Arbeitstische können leicht Abhilfe schaffen, vor allem elektrische Varianten sind sehr komfortabel – aber eben auch teuer. Wenn mehrere Beschäftigte am gleichen Tisch arbeiten, ist es zusätzlich schwierig, die Arbeitshöhe individuell anzupassen. Die Lösung könnten sogenannte Schneidbretterhöhungen sein, die in einem Projekt der BGN entwickelt wurden. Sie setzen sich aus zwei Rahmenstücken und einer Platte zusammen und können ohne Werkzeug in mehreren Stufen angepasst werden. Die BGN empfiehlt dieses unter der Bezeichnung „Schneidbretterhöhung“ von verschiedenen Herstellern angebotene Produkt.
Bradl ist häufig in Mitgliedsbetrieben der BGN unterwegs und führt Ergonomie-Checks durch. Dabei zeige sich, dass sich viele Arbeitskräfte nur wenige Gedanken über ihren Arbeitsplatz und damit verbundene Rückenschmerz-Risiken machen. „Es gibt viele Unternehmen, die sehr aktiv im Bereich Prävention sind. Aber häufig finden wir noch Verbesserungspotenzial für rückengerechtes Arbeiten gerade im Verhalten der Beschäftigten.“

Präventiv können Beschäftigte ohne großen zeitlichen oder finanziellen Aufwand Ausgleichsübungen durchführen, um ein gutes Muskelkorsett aufzubauen. Beispiele gibt es hier. Auch bestimmte Sportarten, bei denen die Muskulatur gekräftigt wird und bei denen die Beweglichkeit und Koordination verbessert wird ohne dabei Gelenke und andere passive Strukturen des Bewegungsapparates unnötig zu belasten, sind empfehlenswert. Dazu zählen beispielsweise Schwimmen, Aquajogging, Nordic Walking, Ski-Langlauf oder Radfahren.

 

ERGONOMIE-CHECK

Die BGN bietet ihren Mitgliedsbetrieben einen kostenlosen Ergonomie-Check an. Er wird in ausgewählten Arbeitsbereichen des Betriebes durchgeführt und soll zur Optimierung von Belastungen und Beanspruchungen des Muskel-Skelett-Systems im Arbeitsprozess beitragen.

 

Dr. Ingo Bradl, Tel.: 0361 – 4391-4984
Krisztina Lörincz, Tel.: 0361 4391- 4942

 

RÜCKENSCHMERZEN

Rückenschmerzen gehören in Deutschland zu den häufigsten Erkrankungen, die zu Arbeitsausfällen führen. So stellte der Dachverband der Betriebskrankenkassen (BKK) fest, dass Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems für die meisten Ausfalltage deutscher Arbeitnehmer sorgen. Demnach stiegen die Fehlzeiten durch diese Krankheitsgruppe im Zeitraum von 2005 bis 2012 um fast ein Drittel an (+28,8 Prozent). Auch Köche bilden da keine Ausnahme: Laut BKK-Statistik sind in der Gruppe „Verarbeitendes Gewerbe/Nahrung und Genuss“ Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems ebenfalls der häufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit (AU). Die Statistiken der AOK zeigen ähnliche Ergebnisse: Die meisten AU-Tage wurden durch Muskel- und Skeletterkrankungen verursacht, die häufig mit langen Ausfallzeiten verbunden sind. Auf diese Gruppe von Erkrankungen gingen 2013 insgesamt 21,8% der AU-Tage zurück.


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