Das norddeutsche Azubi-Duo Ben Bednarz und Emma Friedrichs setzte sich beim deutsch-israelischen Wettbewerb „We – Future Chefs“ durch. Mit ihrem Menü erkochten sie sich eine Kultur- und Kulinarik-Reise in das Land im Nahen Osten.
Von Anna Häuser
Hummus und Grünkohl, Linsen und Wels, Sharonfrucht und Datteln – mit dieser regional-internationalen Kombination kochte sich das Team „Kieler Sprotten“, bestehend aus Ben Bednarz und Emma Friedrichs, Anfang November an die Spitze von „We – Future Chefs“ –dem ersten deutsch-israelischen Kochwettbewerb für Auszubildende. Ziel war es, die Kulinarik der beiden Länder zu vereinen. Während mit Kichererbsen, Linsen und Datteln typisch israelische Produkte Teil des Menüs waren, war der Grünkohl als beliebtes norddeutsches Gemüse dabei. Auch Queller, Pflanzen, die im Watt der Nordsee wachsen, wurden verarbeitet. Mehr Kiel geht nicht. Mit ihrem Menü setzten sich die beiden Auszubildenden des Romantikhotels Kieler Kaufmann gegen ihre Konkurrenz durch und heimsten sich den Sieg auf deutscher Seite ein. Ganz nach dem Motto „Kulinarische Brücken bauen“ kochten parallel zu der Veranstaltung in Berlin israelische Auszubildende um den Sieg in Haifa. Die beiden Show-Events waren per Livestreams miteinander verbunden. In Israel sicherte sich Team der Dan Gourmet School aus Tel Aviv den Sieg. Auf die frisch gekürten Gewinner-Future Chefs wartet eine Kultur- und Kulinarik-Reise in das jeweilige Partnerland im Frühjahr 2022. „Mich begeistert die Vielfalt an Einflüssen und Gewürzen in der israelischen Küche“, sagt Sieger Ben Bednarz und Teamkollegin Emma Friedrichs beschreibt das israelische Essen als „soziales Erlebnis“.
Siegermenü Kieler Sprotten
- Hummus | Falafel | Grünkohl | rote Beete | Sauerrahm-Sud
- Linsencreme mit Harissa | Linsensalat mit Queller | Wels mit Dukkah-Pinienkern-Kruste | getrocknete Tomaten | Portweinschaum
- Sharonfrucht | Quitte-Dattel-Kompott | Joghurt-Dattel-Eis | Pistazien-Crunch
Kreative Bewerbungsvideos
Mit 22 Einsendungen ging am 14. September die erste Phase des Kochwettbewerbs zu Ende. Insgesamt acht Azubi-Teams konnten in eigenen Bewerbungsvideos ihre Begeisterung für den Ausbildungsberuf und die Motivation zur Teilnahme am Wettbewerb am eindrucksvollsten unter Beweis stellen. Sie hatten die Videojury am meisten beeindruckt und sich einen Platz in der Endrunde gesichert. Beim Finale am 2. und 3. November im Oberstufenzentrum für Gastronomie der Brillat-Savarin-Schule in Berlin in Berlin kürte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit Unterstützung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Verbands der Köche Deutschlands schließlich die Sieger:innen des Wettbewerbs. Mit in Berlin dabei waren auch die VKDler und Mitglieder der deutschen Köche-Jugendnationalmannschaft Anton Stumpf und Marvin Oest, die jeweils mit einem weiteren Azubi im Team angetreten waren.
Teams in der Endrunde in Berlin
- BASF Gesellschaftshaus: Kirsten Stengel und Marvin Oest
- Fit4Food: Simon Häfke und Vincent Hoyer
- Fix und Fertig: Bastian Hodrea und Florian Haase
- Joto: Anton Stumpf und Johannes Horsch
- Junges Gemüs: Marius Mück und Patrick Kees
- Kieler Sprotten: Ben Bednarz und Emma Friedrichs
- Noris Manufact: Noah Richter und Christoph Grunert
- Oachkatzlschwoaf: Julia Pöhls und Kevin Bruckmaier
*in alphabethischer Reihenfolge der Team-Namen
Pitches vor namhafter Jury
Der erste Tag stand im Zeichen von Workshops und Pitches. In den Workshops erhielten die Azubis Einblicke in die Videos ihrer Konkurrent:innen, lernten die Küchen Deutschlands und Israels besser kennen und sprachen über zukunftsrelevante Foodtech-Themen sowie über Nachhaltigkeit. In den Pausen wurde dann „gepitched“ – das heißt, die Teams stellten der Jury ihre Rezeptideen für das Final-Menü vor. Die besten Teams pro Land kochten dann am zweiten Tag gegeneinander um den Sieg. Auf deutscher Seite war dies neben den Kieler Sprotten auch das bayrische Azubi-Duo „Oachkatzlschwoaf“. Um zu gewinnen mussten die Teams an beiden Tagen eine hochkarätig besetzte Jury überzeugen. In Deutschland waren das unter anderem VKD-Präsident Daniel Schade, die VKD-Mitglieder Julia Komp, Spitzenköchin und Köchin des Jahres 2020, Elisabeth Albrecht, Trainerin der deutschen Köchenationalmannschaft und Euro-Toques-Vizepräsident Michael Haupt. Außerdem dabei waren die Berliner Sterneköche René Frank und Gal Ben Moshe, Frithjof Männel, Unterabteilungsleiter im BMBF, Hila Engelhard, Abteilungsleiterin in der israelischen Botschaft in Deutschland, sowie BIBB-Forschungsdirektor Prof. Dr. Hubert Ertl.
Kopf-an-Kopf-Rennen
„Bei der Entscheidung, wer in Finale kochen darf, haben wir zum Beispiel darauf geachtet, dass die Verbindung zwischen der deutschen und israelischen Küche gegeben ist, die Menüs zeitgemäß sind und man sie so tatsächlich auf eine Speisekarte setzten könnte“, erzählt Daniel Schade. „Bei den Pitches war uns wichtig, dass die Azubis ihr Menü lieben und leben. Diese Begeisterung haben alle acht Teams gezeigt, schließlich haben sie sehr viel Arbeit und Energie in ihre kulinarischen Kreationen gesetzt. Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen.“
Beim Finalkochen war der VKD-Präsident dann „nur“ Teil der Prozessjury – zum Glück. „In der Küche ging es fair und geordnet zu, es war sehr knapp. Hätte ich probieren müssen, wäre es mir schwergefallen, eine Entscheidung zu treffen“, sagt er und lacht. Julia Komp hingegen, die am Vortag bereits einen Workshop gegeben hatte, war Teil der Tasting Jury. „Beide Teams waren beim Finalkochen eng beieinander und haben kulinarisch super abgeliefert. Die Kieler konnten uns schließlich geschmacklich ein My mehr überzeugen“, sagt sie. „Es war eine knappe Entscheidung bei einem Wettbewerb mit „sehr hohem Niveau“, sagt auch Jurykollege und Sternekoch René Frank. Immer auf der Suche nach neuen Nachwuchsköchinnen und -köchen hat Elisabeth Albrecht, Patisserie-Trainerin der Köchenationalmannschaft, die Augen bei ihrer Juryarbeit offengehalten. „Ich habe viele neue Talente kennengelernt und freue mich, den einen oder anderen wiederzusehen – vielleicht bei einem Probetraining mit unserem Team.“ So haben die Teilnehmenden von „We – Future Chefs“ ihr Können im direkten Vergleich unter Beweis gestellt, kulinarische Brücken gebaut und Türen geöffnet für mögliche nächste Schritte in ihren Kochkarrieren.
Kulinarisches Brückenbauen in Berlin. Foto: GOVET