Malaysia: Ein Geheimtipp, wenn’s ums Essen geht In Malaysia werden drei Landesküchen vereint - ein kulinarischer Geheimtipp wie Bruno Ebermann findet. Foto: Privat

Indische Küche in Little India, chinesische Küche in China Town und typisch Malaiisches sonst überall gibt es in der Wahlmonarchie auf allerhöchstem Niveau. Der reisende Koch-Praktikant Bruno Ebermann hat sich durchs Land gefuttert und ein ganz besonderes Praktikum absolviert.

Von Sonja Kuhl

Ein Schild an der Bushaltestelle verbietet das Küssen in der Öffentlichkeit. Foto: Privat
Ein Schild an der Bushaltestelle verbietet das Küssen in der Öffentlichkeit. Foto: Privat

„Küssen verboten“, zeigen Hinweisbildchen an allen erdenklichen Orten an – im Bus, der Bahn oder im Taxi. Die Malaien sind ein zurückhaltendes Volk. Umso unangenehmer fand es Bruno, wie ihn die Frauen am Nachbartisch anflirteten. Als einziger Weißer saß er im Restaurant eines muslimischen Inders. Dort gab es das beste Frühstück in ganz Penang, Malaysia, hatte er schnell herausgefunden. Und während er den dritten und vierten Nachschlag bestellte, bemerkte er die flirtlustigen Damen am Nachbartisch. „Die haben mich die ganze Zeit angeguckt“, erinnert sich Bruno, der sich sichtlich unwohl fühlte in seiner Haut. Zum Glück verabschiedeten sich die Damen irgendwann – und auch Bruno wollte bezahlen. Das hätten die Damen schon für ihn übernommen, sagt der Inhaber. Für Bruno stand fest: „Da gehe ich nicht mehr hin.“

Dabei lernte Bruno Ebermann schon bei seiner Ankunft in Malaysia die Freundlichkeit des Volks kennen. Patschnass und in strömendem Regen stand er an der Haltestelle, die Straßen unter Wasser, an ein Weiterkommen war nicht zu denken. „Da hat mich jemand reingerufen und mir Tee angeboten und etwas zu Essen.“ Ein guter Start in diesem Land.

Ein Praktikum bei Aunty Aini

Lunch Bei Aunty Aini mit ihrem Signature Dish Fischkopfsuppe. Foto: Privat
Lunch Bei Aunty Aini mit ihrem Signature Dish Fischkopfsuppe. Foto: Privat

Weil Bruno in seiner vorherigen Station Thailand so viel gearbeitet hat, hatte er nicht viel Vorbereitungszeit für Malaysia. So genoss er seine Zeit essend in Penang und reiste dann weiter gen Süden in die Food-Stadt Ipoh. Dort merkte das VKD-Mitglied wie schon so oft vorher auf seiner Reise, dass Kontakte alles sind. Unterwegs lernte er Mitreisende kennen. Einer davon kannte die Tochter von Aunty Aini. Bekannt geworden durch Gordon Ramsay, betreibt Aunty Aini ein Gartenrestaurant in der Nähe von Kuala Lumpur. Gemeinsam mit seinen neuen Freunden fuhr Bruno zum Lunch dorthin, stellte sich vor, erfuhr, dass die toughe Köchin eigentlich nicht mit Praktikanten zusammenarbeitet – und bekam zwei Tage später trotzdem die Zusage.

Im Restaurant angekommen ging es direkt los für den Schwaben. Für Gordon Ramsay und seine TV-Show kochte Aunty Aini einst Rendang Beef, ein besonders würziges Rindfleischgericht. Eigentlich sei sie aber für Fischgerichte bekannt, weiß Bruno. Nach einem Rezept ihrer Mutter kocht Aini Fischkopfsuppe – ihr Signature Dish.

Köchin verrät alle Tricks

„Sie hat mir jeden ihrer Tricks verraten. Ich habe 200 Gigabyte Filmmaterial, das beim Kochen entstanden ist“, schwärmt Bruno. „Sie weiß wie man vor laufender Kamera spricht. Das war richtig cool.“ Eine Woche lang lebte und arbeitete Bruno auf dem großen Anwesen und verließ den Ort überaus dankbar. „Normalerweise hätte ich als Dankeschön einen Kasten Bier hingestellt“, sagt Bruno. Das ging aber nicht, denn die meisten Malaien sind Muslime und trinken keinen Alkohol. Also machte Bruno Oreo-Milchshakes – „etwas Schnelles für Viele“.

Mit Oreo Milkshakes bedankte sich Bruno bei seinen Kollegen im Aunty Aini. Foto: Privat
Mit Oreo Milkshakes bedankte sich Bruno bei seinen Kollegen im Aunty Aini. Foto: Privat

Aunty Aini hatte aber noch eine weitere Aufgabe für Bruno. Sie wollte, dass er gemeinsam mit zwei ihrer Töchter ein Malaiisches Pop-up-Restaurant in Hongkong aufmachte. Das setzt er tatsächlich in die Tat um. Dazu in einem nächsten Text mehr.

Bruno gönnte sich einige Wochen Zeit in Malaysia. Sprachbarrieren gab es hier nicht. Englisch ist die zweite Amtssprache. Der reisende Kochpraktikant verbrachte Zeit in Kuala Lumpur, reiste in die Cameron Highlands, probierte Durians (Stinkfrucht), lernte tauchen, wanderte durch den Dschungel und übernachtete in einer Höhle. Zum Schluss ging es mit dem Bus nach Malakka – eine Stadt, die täglich überschwemmt wird von Tagestouristen aus Singapur. Dennoch war Bruno begeistert – insbesondere von der kulinarischen Seite, denn Malakka ist bekannt für hervorragendes Seafood.

„Malaysia ist ein absoluter Geheimtipp, wenn es ums Essen geht“, sagt Burno. Die indische, chinesische und malaiische Kultur treffen hier aufeinander. Alle habe ihre Länderküchen mitgebracht, die sie in den China Towns und Little Indias der Städte verkaufen. Bruno war begeistert: „Ein Tag, drei Landesküchen, in einem Land – in einer Wahnsinns-Qualität.“ Das hat er sonst noch nirgendwo gesehen.

 

Nächster Stopp: Singapur

Über Bruno Ebermann:
Bruno Ebermann, 27 Jahre alt, aufgewachsen als Sohn eines Gastronomenpaars, absolvierte seine Kochausbildung im Schwarzwald. Schon früh stand für ihn fest, dass er kochend die Welt bereisen möchte. So arbeitete er unter anderem in Sterneküchen im Schwarzwald, in London und St. Moritz, in einem Coffeeshop mitten im australischen Outback, einem American Style Steak House in Melbourne, dem schwäbischen Gasthof seiner Eltern bei Stuttgarter sowie im Casual Fine Dining in einem koreanischen Restaurant in Berlin. 2016 hat er seine Reise durch zehn Länder Asiens gestartet. In einer Serie berichtet er davon auf der VKD-Website sowie unter www.theculinarygypsy.com.

 


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