Bald startet die nächste Generation Köchinnen und Köche durch. Wir geben Tipps, damit eine Kochausbildung sowohl für Ausbilder:innen als auch für Auszubildende von Beginn an gewinnbringend und zufriedenstellend verläuft. Im fünften und letzten Teil geht es um Prüfungszeit und Ausbildungsabschluss.
Text Aina Keller
Special Ausbildung 2022 – Teil 5: Der Sommer ist heiß – das gilt auch für die Abschlussprüfungen, die vor einigen Tagen und Wochen bundesweit abgenommen wurden. Landauf landab traten zahlreiche junge Köchinnen und Köchen in diesem Jahr zum letzten formellen „Akt“ ihrer Ausbildung an. Sie haben den Prüfer:innen eindrucksvoll gezeigt, was sie in den zurückliegenden zwei, drei Jahren gelernt haben. Der Weg zum Abschluss einer Berufsausbildung ist für jeden Prüfling unterschiedlich schwierig. Viele Faktoren tragen dazu bei, wie zuversichtlich, ruhig und selbstbewusst die „letzten Meter“ bewältigt werden. Der Prüfungsdruck ist gleichermaßen hoch und in dieser Phase kommt es nicht nur auf die gute Vorbereitung oder das Talent an.
Der Weg zur Prüfung
Die Vorbereitungen auf die Prüfungen verlangen den jungen Menschen viel ab und die Unterstützung von erfahrenen Ausbilder:innen oder älteren Kolleg:innen sind in dieser Zeit Gold Wert. Aus eigenem Erleben wissen das nicht nur viele Vorgesetzte sehr genau, sondern auch die Jugendwart:innen in den Zweigvereinen des VKD. Gemeinsam mit Praktiker:innen und oftmals unterstützt von regionalen Berufsschulen, nehmen sie sich viel private Zeit für die Azubis. Sie gestalten Warenkörbe, inszenieren Rollenspiele und unterstützen bei den Ablaufplänen, um den „Ernstfall“ bestmöglich zu simulieren. Die praktischen Prüfungsvorbereitungen sind wichtige Veranstaltungen im Jahreskalender vieler Köchevereine und konnten in diesem Jahr wieder zu ihrer alten Stärke zurückfinden.
Als gute Vorbereitung auf den Prüfungsmarathon gelten außerdem Wettbewerbe und, wenn sich die Chance ergibt, die Mitgliedschaft in der deutschen Köche-Jugendnationalmannschaft des VKD. In Sachen Zeit- und Leistungsdruck sind sie durchaus vergleichbar mit der Ausnahmesituation Prüfung und somit vor allem für den praktischen Part ein ausgezeichnetes „Trainingslager“.
Wie geht es weiter?
Mit Bestehen der Abschlussprüfung haben Arbeitgeber und Azubi das Ziel der Ausbildung erreicht. Die Basis des Berufs ist erfolgreich gelegt und nun wartet „draußen“ die große weite Welt des Kochens. Oder soll es doch lieber beim bisherigen Arbeitsplatz und der vertrauten Umgebung bleiben? Wie Weiterbeschäftigung in der Gastronomie aussehen kann, lässt sich – leider – nicht pauschal beantworten. Die Größe des Unternehmens sowie die Zugehörigkeit zu einem Konzern können, müssen aber nicht mitentscheidend sein, ob aus dem Azubi ein Commis oder mehr im gleichen Haus wird. Die Abschlussnoten und der generelle Leistungsstand gelten da schon eher als Auswahlkriterium. Ein Vorteil – für beide Seiten – bei der Übernahme in den bisherigen Ausbildungsbetrieb sind zweifellos die persönliche Bekanntheit und die gemeinsame „Vergangenheit“. Haus und Küche sind dem oder der neuen Kolleg/in bereits vertraut, die Einarbeitungszeit quasi gleich Null.
Vorsicht ist nur dann geboten, wenn die neue Rolle im Team (noch) nicht ausreichend gelebt und klar definiert wird. Fest steht, dass die „Azubi-Schuhe“ nach einer Weiterbeschäftigung nicht mehr passen und das Arbeiten auf Augenhöhe zusätzlich an Bedeutung gewinnt. Auf beiden Seiten muss ein Umdenken stattfinden, damit die jeweils neue Funktion quasi mit einem Neustart in Kraft tritt.
Was andere machen
Bundesweit gibt es zahlreiche Angebote der ehrenamtlichen Hilfestellung von ausgelernten Kolleg:innen für Auszubildende. Wir haben uns bei einigen Zweigvereinen und Landesverbänden des VKD umgeschaut, die – nicht nur pandemiebedingt – den Kochazubis in ihren Reihen bestmögliche Unterstützung zukommen lassen.
- Gleich ein Dutzend Praxisseminare mit erfahrenen Profis hat der Kochklub Hamburg seinen Azubis angeboten, als es darum ging, sich während der Pandemie auf die praktische Abschlussprüfung vorzubereiten. Küchenchefs aus der Region hatten dazu ihre Expertise ehrenamtlich zur Verfügung gestellt und sich so für den Köchenachwuchs stark gemacht.
- „Kreatives Kochen“ hat der Köcheverein Mittelmosel im Frühjahr 2021 seine Extrakurse genannt, mit denen Azubis auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet wurden. In Zusammenarbeit mit der Berufsschule BBS Bernkastel-Kues wurden in deren Räume Übungsmenüs durchgeführt. Das Programm an der Mittelmosel war schon lange vor Corona geplant.
- Persönliche „Nachhilfestunden“ bei Kolleg:innen aus den regionalen Prüfungsausschüssen organisiert der VKD-Landesverband NRW für Azubis im letzten Ausbildungsjahr aus Nordrhein-Westfalen. Dabei geht es sowohl um die theoretische als auch die praktische Arbeit.
Wissenswertes für Ausbildungsbetriebe: Zusammenbleiben – aber wie?
Bei zunehmendem Druck auf die Personalabteilungen steigt auch die Übernahmequote in der Gastronomie. Der Fachkräftemangel schafft Perspektiven und beeinflusst vielerorts das Recruiting aus den Reihen der (ehemaligen) Auszubildenden. Eine Verpflichtung der Weiterbeschäftigung besteht grundsätzlich nicht, davon ausgenommen sind die Mitglieder der Jugend- und Auszubildendenvertretung, wenn vorhanden. Umso wichtiger ist es, die Pläne – Übernahme oder nicht – rechtzeitig und möglichst offen zu kommunizieren. Sobald feststeht, wie viele Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, sollten Azubis persönlich darüber informiert werden, welche Chancen und Möglichkeiten sich jeweils individuell bieten. Dazu gehört es auch, eine eventuelle Absage klar zu formulieren – derartige „Hiobsbotschaften“ kurz vor der Prüfung zu verteilen, gilt es allerdingszu vermeiden.
Aus arbeitsrechtlicher Sicht ist bei der Übernahme unter anderem zu beachten, dass ein möglicher Resturlaub aus dem Arbeitsverhältnis bei direkt anschließendem Arbeitsverhältnis bestehen bleibt und die neuen Arbeitnehmer sowohl sofortigen Kündigungsschutz genießen als auch ohne Unterbrechung Anspruch auf Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall haben.
Wissenswertes für Azubis: Hörstoff zum Runterkommen
Egal, ob schriftlich oder praktisch: Die Prüfung setzt junge Köchinnen und Köche oftmals unter einen besonderen Druck. Das Lernen fällt manchmal schwer, ebenso wie die Konzentration auf das Wesentliche und das Erkennen der eigenen Defizite. Beim Hindernislauf zum Abschluss ist es deshalb völlig in Ordnung, sich Hilfe zu holen.
Angebote gibt es reichlich, zum Beispiel diese kurzweilige, neunteilige Podcast-Reihe der IHK Akademie München und Oberbayern. „Besser.Weiter.Bildung“ heißt sie und beantwortet u. a. diese Fragen: Wie bekomme ich meine Prüfungsangst in den Griff? Welcher Lerntyp bin ich? Wie vermeide ich Stress beim Lernen? Wie teile ich meine Zeit richtig ein? oder Wie gehe ich mit Rückschlägen um?
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