Kochausbildung: digital, solidarisch, kreativ Peter Weise hilft dabei, Hamburger Azubis auf ihre Prüfungen vorzubereiten. Foto: Kochklub Gastronom

Ein digitales Candle-Light-Dinner veranstalten, die Azubis aus anderen Betrieben übernehmen oder ein eigenes Ausbildungsprogramm starten: Die „Qualifizierten Ausbildungsbetriebe“ und Zweigvereine des VKD werden kreativ in Sachen Kochausbildung und greifen sich gegenseitig unter die Arme.

Von Anna Häuser

Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass zwei Dinge wichtiger sind denn je: Solidarität und Digitalisierung. Einander eine helfende Hand zu reichen und Präsenzveranstaltungen durch digitale Lösungen so gut es geht zu ersetzen, haben den Alltag erleichtert. Das gilt auch für das Thema Kochausbildung. Hier zeigen Zweigvereine und Qualifizierte Ausbildungsbetriebe des VKD, wie sie mit etwas Kreativität, digitalen Mitteln und einer guten Portion Solidarität angehenden Köchinnen und Köchen trotz allem eine unvergessliche und vor allem lehrreiche Ausbildungszeit ermöglichen.

Per Video mitten ins Herz

Normalerweise veranstaltet das Studierendenwerk Trier, „Qualifizierter Ausbildungsbetrieb des VKD“, jedes Jahr ein „Dinner-for-two“ zum Valentinstag. Da das Dinner in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie als Präsenz-Veranstaltung ausfiel, kam das Team der Campus-Gastronomie auf die Idee, ein virtuelles Format für Zuhause anzubieten. Im hauseigenen „Videokochstudio“ in der Mensa Tarforst hatte der stellvertretende Küchenleiter Ulrich Kühn gemeinsam mit zwei Auszubildenden ein Drei-Gänge-Valentins-Menü zum Nachkochen produziert. Yaya Barry aus dem 2. Ausbildungsjahr war für die Vorspeise verantwortlich, Ulrich Kühn kochte den Hauptgang und Nassim Alijan aus dem 1. Ausbildungsjahr präsentierte das Dessert.  Das komplette Menü gab es auch als Download mit Einkaufsliste und Zubereitung. Mit den Videos erzielten Ulrich Kühn und seine Azubis einen neuen Social Media-Rekord auf den Kanälen des Studiwerk Trier: Sie erreichten mehr als 12.000 Menschen. Nach dem Erfolg am Valentinstag wird nun für Ostern das nächste festliche Drei-Gänge-Menü zum Nachkochen geplant.

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Das Videokochteam im Studiwerk Trier präsentierte ein 3-Gang Valentins-Dinner: (v.l.n.r.) Ulrich Kühn, Yaya Barry und Nassim Alijan. Foto: Studierendenwerk Trier

Kochklub greift Azubis unter die Arme

Durch die Corona-Krise waren zahlreiche Restaurants über Monate geschlossen und manche Azubis mussten ihre Lehre notgedrungen aussetzen oder gar beenden. Die Kantine der Hamburger Helm AG gehört jedoch zu den wenigen Küchen, in denen trotz des Lockdowns gearbeitet werden darf. Und deswegen zögerte Küchenchef und VKD-Mitglied Peter Weise, der seit zehn Jahren dem Kochklub Gastronom angehört, nicht lange, als er um Hilfe gebeten wurde. Er stimmte zu, Koch-Azubis aus Hamburger Restaurants und Hotels auszubilden und ihnen gemeinsam mit seinem Stellvertreter Sascha Quast dabei zu helfen, sich auf die praktische Abschlussprüfung vorzubereiten. „Schließlich kann man sie ja nicht einfach nach Hause schicken und sich dann später beschweren, dass sie nichts gelernt hätten“, sagt der Koch.

Gemeinsam für eine gute Kochausbildung

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Die Azubis konnten in der Fulda die dringend nötige Praxis nachholen. Foto: Stefan Keßler

Auch in der Rhön macht man sich für Kochazubis stark. Im Verein der Köche 1921 Fulda e. V. haben sich verschiedene Ausbilder und Betriebe zusammengeschlossen und ein eigenes Azubi-Programm ins Leben gerufen. Angehende Köche, ReFas und HoFas werden darin auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet und können so die dringend notwendige Praxis nachholen, die in den Wochen des Lockdowns verloren ging. „Organisiert und koordiniert wurde das Programm vor allem von unseren beiden Jugendwarten, Stefan Keßler und Florian Gärtner, die die Azubis mit sehr viel Engagement unterstützen“, sagt Stefan Faulstich, erster Vorsitzender des Vereins. Beide Jugendwarte sind Fachlehrer. Zahlreiche ihrer Schüler hatten sich in den vergangenen Wochen mit Blick auf die Abschlussprüfungen und aus großer Sorge um die fehlende Praxis an sie gewandt. Kurzerhand wurden Sondergenehmigungen von Behörden und Berufsschulen eingeholt und mit dem Engagement von Betrieben und Ausbildern aus der Rhön sowie den Lebensmittelspenden von Lieferanten entstand ein eigenes Förderprogramm. Was ursprünglich nur für Azubis im dritten Lehrjahr als Prüfungsvorbereitung gedacht war – die elf verfügbaren Plätze waren schnell belegt – wurde wegen der positiven Resonanz nun auf das erste und zweite Lehrjahr ausgeweitet. „Wir warten nicht auf Beschlüsse und Gelder der Politik, sondern packen selbst an“, so Stefan Faulstich. „Schließlich möchten wir die wenigen Fachkräfte, die wir noch haben, unterstützen und unablässig dafür Sorge tragen, neue auszubilden.“

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Maskenpflicht in der Rhön – nicht nur beim Gruppenfoto. Foto: Margit Goldstein

Landesverbände und Zweigvereine


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Die Corona-Krise hat gravierende Auswirkungen auf die Gastronomie. In unserer neuen News-Serie „Gemeinsam durch die Corona-Krise“ berichten wir über Geschichten von Zusammenhalt, Solidarität und gegenseitiger Unterstützung und sorgen so für kleine Lichtblicke im aktuell eher dunklen Berufsalltag.


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