Kleine Klassen im digitalen Umfeld Michael Wörle (Mitte) beim sogenannten diagnosegeleiteten Unterricht.

Fortführung des Konzepts nach Generalsanierung: Die Prälat-Schilcher-Berufsschule (PSBS) in Augsburg mit besonderen Förderangeboten gilt als Leuchtturmschule für die Inklusion in Bayern.

Text Aina Keller  Fotos Prälat-Schilcher-Berufsschule/L. Neumann 

Nicht nur an Förderschulen, sondern auch an Mittel- und Berufsschulen gibt es Schülerinnen und Schüler, die im Unterricht nicht mitkommen oder große Probleme beim Lernen haben. Dass ihre jeweiligen Benachteiligungen, psychischen Beeinträchtigungen oder Probleme beim Lernen sie nicht davon abhalten sollten, eine Ausbildung erfolgreich abzuschließen, davon ist man an der Prälat-Schilcher-Berufsschule (PSBS) in Augsburg überzeugt. Hier erhalten eben diese Jugendliche in den Fachklassen die Möglichkeit, ihren Wunschberuf zu erlernen und Lehrkräfte können individuell auf die Probleme jedes Einzelnen eingehen. „Wir arbeiten zum Beispiel in kleinen Klassen mit durchschnittlich acht bis zehn Schüler:innen, so wird ein eigenständiges Arbeiten und Lernen ermöglicht“, berichtet Fachpraxislehrer Michael Wörle. Der Küchenmeister ist nicht nur gemeinsam mit seiner Frau Josefine Wörle-Tatzkow an der Schule tätig, sondern auch im Vorstand des Kochclubs Augusta e. V. Augsburg ein gutes Team. „Unser Ziel an der Schule ist es, ein Lernumfeld zu gestalten, in dem Schüler:innen ihre Stärken ausbauen, Erfolge erleben und wichtige entwicklungsförderliche Erfahrungen machen können.“ Als Grundlage dient der PSBS ein sonderpädagogisches Konzept mit sogenanntem diagnosegeleitetem Unterricht und individuellen Förderplänen.  

Josefine Wörle-Tatzkow (re.) arbeitet als Teil des interdisziplinären Lehrerteams.
Josefine Wörle-Tatzkow (re.) arbeitet als Teil des interdisziplinären Lehrerteams.

Dafür werden der fachpraktische und fachtheoretische Unterricht miteinander verbunden. „Wir arbeiten in einem interdisziplinären Team aus Berufspädagogen, Sonderpädagogen und Heilpädagogen“, so Wörle. „Deren Qualifikation und das Repertoire verschiedener Arbeitsweisen und Methoden gewährleisten eine hervorragende Basis für die Vermittlung von fachlichem und praktischem Wissen.“ Auch die intensive Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten und Ausbildungsbetrieben ist Teil des Schulkonzepts. Darüber hinaus ist die Schule eng vernetzt mit weiteren Bildungsträgern, Institutionen und externen Partnern. 

Schwerpunkte und berufliche Perspektiven 

Besondere Schwerpunkte des sonderpädagogischen Konzeptes der PSBS sind die Persönlichkeitsbildung und die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen: An oberster Stelle stehen dabei soziale Kompetenzen und gegenseitige Wertschätzung. Die jungen Menschen lernen, ein Bewusstsein für respektvolles und eigenverantwortliches Handeln zu entwickeln – die Grundlage für ein gelingendes Miteinander und berufliche Perspektiven. Die Schüler:innen sind als Menschen, als Personen wichtig. Jede Lehrkraft hat ein hohes Interesse an jedem Einzelnen. Der persönliche Bezug spielt dabei eine herausragende Rolle. Dabei arbeitet die PSBS realitätsnah und kleinschrittig, leitet genau an und legt viel Wert darauf, Lernerfolge zu sichern und intensiv einzuüben. „In der Ausbildungswelt sind die Schülerinnen und Schüler voll inkludiert. In der Berufsschule ebenfalls”, betont Michael Wörle. „Wir unterrichten nach den gleichen Lehrplänen wie öffentliche Berufsschulen. Aufgrund der besonderen Voraussetzungen unserer Schule, wie die Klassengröße und ein interdisziplinäres Lehrkräfte-Team, bietet sie zusätzliche Unterstützungsbedarfe an, die zum erfolgreichen Berufsabschluss gebraucht werden.“ 

Die Schule zur sonderpädagogischen Förderung legt viel Wert auf Lernerfolge der Einzelnen.
Die Schule zur sonderpädagogischen Förderung legt viel Wert auf Lernerfolge der Einzelnen.

Auch werden an der PSBS vielfältige Aktionen und Schulprojekte durchgeführt, bei denen die jungen Menschen unter Anleitung zusammenarbeiten. Die Schüler:innen leisten jeweils einen Beitrag und die Belohnung ist das gemeinsame Erfolgserlebnis. „Wir haben im Fachbereich zum Beispiel einen Restaurant-Tag“, berichtet Michael Wörle. „Die Servicekräfte übernehmen dann den Service mit professionellem Kassensystem. Die Köchinnen und Köche ,schmeißen‘ die Küche und kochen in der Mittagspause die unterschiedlichsten Gerichte, angelehnt an die Prüfungen.“ Drei- und Vier-Gang-Menüs für Gäste werden regelmäßig in der Prüfungszeit gemeinsam zubereitet, selbstverständlich passend zum Lehrplan. Außerdem erhielt der Kochclub Augusta den Zuschlag für ein Erasmus Plus-Projekt und plant nun eine Toskana-Reise mit Schüler:innen, um dort ein bayrisches Menü zu kochen und in ausgewählten Betrieben Praktika zu absolvieren. 

Modernisierung mit Zukunft 

In Augsburg wurden für die Unterrichtsziele und die besondere Philosophie vor Kurzem auch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen: Zwei Jahre hat die Generalsanierung des 40 Jahre alten Schulgebäudes gedauert, das die Planer vor einige versicherungstechnische und baurechtliche Herausforderungen stellte. Aufgrund der über die Jahre gewachsenen Struktur des Gebäudes mit verschiedenen Erweiterungen entsprachen die Räumlichkeiten sowie die Ausstattung nicht mehr den Anforderungen an einen modernen Schulbetrieb. Ziel des Projekts war es, die Fachbereiche für die verschiedenen Berufsbilder besser und moderner auszustatten und dadurch einen zeitgemäßen Unterricht auf hohem fachlichem und sonderpädagogischem Niveau zu gewährleisteten. Die Maßnahme umfasste ein Gesamtvolumen von rund 56 Millionen Euro und wurde durch eine Förderung des Freistaats Bayern sowie Eigenmittel der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V. (KJF Augsburg) finanziert. Nach vier Jahren in einem Ausweichquartier in Neusäß konnten die rund 800 Schüler:innen der PSBS im September pünktlich zum Beginn des Schuljahrs in das neue Schulgebäude einziehen.  

Nach 40 Jahren wurde das Schulgebäude generalsaniert und konnte 2022 bezogen werden.
Nach 40 Jahren wurde das Schulgebäude generalsaniert und konnte 2022 bezogen werden.

Die generalsanierte Schule umfasst bedarfsgerechte Fach- und Unterrichtsräume mit einer Ausstattung nach aktuellen Standards. Dazu gehören flächendeckendes WLAN, digitale Tafeln und Dokumentenkameras ebenso wie Laptops und Tablets für einen zeitgemäßen, digitalen Unterricht. Im Rahmen der Modernisierung wurde außerdem eine neue Zweifach-Sporthalle gebaut, die der gestiegenen Zahl an Schüler:innen Rechnung trägt. Die Ausstattung für praxisnahes Arbeiten wurde erweitert und so verfügt die Prälat-Schilcher-Berufsschule nun neben zahlreichen Fach- und Unterrichtsräumen auch über professionell ausgestattete Werkstätten für alle zu beschulende Gewerke. Diese sind stark an der betrieblichen und beruflichen Realität ausgerichtet. Das gilt auch für den Fachbereich Gastronomie: Die professionelle Großküche ist mit vier Küchenblöcken ausgestattet und zudem mit eigenen Vorbereitungsräumen, Spülküchen, Kühlzellen und Lagerräumen verbunden. Zusätzlich wurden ein Gastraum und ein Hotelzimmer für die Restaurantfach-Auszubildenden nachgebaut.

Auf einen Blick

Prälat-Schilcher-Berufsschule

Die Prälat-Schilcher-Berufsschule in Augsburg ist eine private, staatlich anerkannte Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung mit dem Schulprofil Inklusion. Sie hat den Förderschwerpunkt Lernen und ist eine Schule der KJF Augsburg. 

Ausbildungs- und Umschulungsberufe in den Berufsfeldern Ernährung und Hauswirtschaft, Farbtechnik und Raumgestaltung, Körperpflege, Gartenbau sowie Wirtschaft und Verwaltung. 

rund 800 Schüler:innen, davon 80 im Fachbereich Gastronomie 

Schulleiter: Erich Miller 

Website: www.praelat-schilcher-berufsschule.de 

Kontakt: info@praelat-schilcher-berufsschule.de 


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