
Digestif von Arnaud Brun, Praxislehrer am Felix Fechenbach Berufskolleg in Detmold. KÜCHE-Ausgabe März 2025.
Ich wurde in Frankreich geboren, lebe seit 30 Jahren in Deutschland und habe schon früh erkannt, wie wichtig Vielfalt in der Gastronomie ist. Bis 2021 habe ich als Küchenchef und Ausbilder in einem Integrationsunternehmen gearbeitet und während der Flüchtlingswelle um 2015 als Caterer zahlreiche Flüchtlingsheime beliefert. Heute gehören unter anderem Geflüchtete zu meinen Schülerinnen und Schülern im Praxisunterricht. Am Felix Fechenbach Berufskolleg zeigt sich, wie wichtig Fachkräfte aus dem Ausland für die Branche sind: Rund 35 Prozent der Auszubildenden im ersten Lehrjahr in den Berufen Koch/Köchin und Fachkraft Küche stammen aus Drittstaaten, bei den Restaurantfachleuten sind es sogar 48 Prozent. Ohne diese jungen Menschen könnte in wenigen Jahren fast die Hälfte der Mitarbeitenden fehlen.
„Individuelle Förderung und zusätzlicher Sprachunterricht sind wichtig.“
Von Asien über Afrika bis Osteuropa: Die Kochazubis in meinen Klassen sind aus fast 20 verschiedenen Nationen. Die Geschichten und Schicksale sind sehr unterschiedlich: Manche kommen zum Beispiel aus Indonesien, Brasilien oder Kolumbien, um in Deutschland eine gute Ausbildung zu absolvieren und dadurch bessere Chancen im Berufsleben zu haben. Andere sind vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen und waren von Syrien oder dem Irak monatelang zu Fuß unterwegs. Damit sie sich gut in Schule, Beruf und Gesellschaft integrieren können, ist es entscheidend, die Sprachbarriere zu überwinden. Viele starten ihre Ausbildung nur wenige Monate nach ihrer Ankunft. Individuelle Förderung und zusätzlicher Sprachunterricht sind deshalb besonders wichtig, sonst können Begriffe wie „Abtropfgewicht“ schnell zu falschen Mengenangaben und Missverständnissen beim Kochen führen. Ich habe selbst meinen Küchenmeister in Deutschland gemacht – natürlich auf Deutsch. Für mich gehört das zu einer gelungenen Integration dazu. Allerdings ließen sich einige Formulierungen vereinfachen, ohne das fachliche Niveau zu verlieren. Das gilt ebenso für die Abschlussprüfung in der gastronomischen Ausbildung, eine sprachliche Anpassung wäre eine Überlegung wert.
Sprachlich gut integrierte Köchinnen und Köche mit internationalen Wurzeln bereichern die deutsche Gastronomielandschaft. Sie bringen Gewürze und kulinarisches Wissen aus ihrer Heimat mit und sorgen so für mehr Diversität beim Geschmack. Es ist daher im Interesse der Branche, diese talentierten Menschen willkommen zu heißen und sie auf ihrem Weg zu unterstützen.
Dieses „Digestif“ ist Teil der März-Ausgabe von KÜCHE. Das ganze Magazin können VKD-Mitglieder hier online lesen.
Porträt: Köcheclub Lippe 2010 e. V.