Mit zwei Silbermedaillen und einem guten neunten Gesamtplatz – von insgesamt 24 Teams – kehrte die deutsche Köchenationalmannschaft im Februar von der 26. IKA/Olympiade der Köche zurück.
Text* Aina Keller Fotos IKA/Culinary Olympics
Hochwertige Menüs, handwerklich einwandfreie Leistungen und immer ein guter Mannschaftsgeist: Mit diesem Anspruch ist das deutsche Team National nach Stuttgart gefahren – und hat diesen vor internationalem Publikum auch erfolgreich unter Beweis gestellt. Unter der Leitung von Trainer Mike Wieser und Mannschaftskapitänin Anne Kratz war seit Anfang 2023 ein Team zusammengewachsen, das mit zum Teil sehr unterschiedlichen Wettbewerbserfahrungen an den Start ging. Langjährige Mitglieder wie Jennifer Klement, Sarah Braun und Andreas Schoibl bildeten die Basis und wurden in der gläsernen IKA-Küche von den „Neulingen“ Josef Bojer und David Brenner begleitet. Abdullah Dorman stärkte als umsichtiger Helper dem Team den Rücken und für den so wichtigen Support im Hintergrund sorgten unter anderem Zeus Lauer, Lovis Wagner, Nemat Safari, Robert Uhlig, Oliver Weber sowie Konditorin Hélène Kegler am Schaustück.
Anne Kratz, die bereits zum dritten Mal an einer IKA/Olympiade der Köche teilnahm, nach 2020 erneut als Teamcaptain, zog am Ende eine Bilanz der gemischten Gefühle: „Wir sind in beiden Programmen mit einem hohen kulinarischen Anspruch gestartet und können stolz sein auf unsere Leistungen, die wir unter den zum Teil herausfordernden Bedingungen in einer gläsernen Küche erbracht haben“, sagt die 29-Jährige. „Im Vergleich mit anderen sehr starken Nationalteams stellt sich am Ende natürlich immer die Frage, woran es gelegen haben könnte und was gefehlt hat, um drei, vier Punkte mehr zum Anschluss an die Top drei zu erkochen.“ Die Antworten darauf werden künftig andere geben müssen, denn die Kölnerin hat ihre aktive Wettbewerbskarriere im Nationalteam nach acht Jahren vorläufig beendet.
Von Fencheleis bis Süßholzast
Mit vollem Einsatz und vielen kreativen Ideen hatten sich Anne und ihr Team in den Monaten vor der IKA um die Entwicklung ihres Drei-Gang-Menüs gekümmert, mit dem sie in Stuttgart am 6. Februar in Küche 10 antraten. Den Auftakt machte die warme Vorspeise mit gedämpftem Zanderfilet, das unter anderem auf Fenchel in verschiedenen Varianten traf – zum Beispiel als Fencheleis, bei dem nicht zuletzt das ausgewogene Verhältnis zwischen Süße und Würze stimmen musste. Während die eingelegten Birnen, Kräuterstaub und Safransud für die farbliche Harmonie sorgten, nutzte das Team die geschwungene Form des Tellers, um Bohnenchip und Eisnocke in Szene zu setzen.
Auffällige Farben gab es im Hauptgang zu sehen, ob beim grün ummantelten Kalbsrücken, dem orange leuchtenden Kürbispüree oder dem glänzenden Portobellopilz, die in der Gesamtheit aller Komponenten einen „tasty“ Teller ergaben. Das galt auch für das Dessert, das sich zum Abschluss mit einem Kirsch-Thema präsentierte: Die Schnitte mit Schokoladen-Bayerisch-Creme und geschmorten Kirschen erinnerte geschmacklich an den Tortenklassiker, während die kandierten Kirschblätter und das weiße Kirscheis bei den Gästen als kleine Überraschungs-Hingucker gut ankamen.
„Die Welt ist unsere Heimat“
Bereits zwei Tage zuvor waren die Deutschen am IKA-Sonntag zum Chef’s Table angetreten, genauer gesagt mit sieben Gängen und einem Schaustück aus Schokolade. Das für Nationalteams geforderte Thema dieses Wettbewerbs lautete beim Team Germany „Die Welt ist unsere Heimat“ und zielte darauf ab, „die Geschmäcker der Welt nach Hause zu holen“. Die Deutschen hatten es sich zum Ziel gesetzt, globale Produkte vorzugsweise von regionalen Produzenten zu beziehen und damit den internationalen Geschmack zu treffen – ob mit Miso aus dem Schwarzwald, Safran aus Hessen oder selbstgemachten Bonitoflocken.
Der internationale Bogen wurde über alle Gänge gesponnen, von japanischen Aromen über Rosenblätter bis hin zu Manti-Teigtaschen aus Afghanistan. Auch Mannschaftsmitglied Hélène Kegler aus Reutlingen griff beim dazu passenden Schaustück den weltweiten Gedanken auf. Dafür hatte sie nur wenige Wochen Zeit und wurde am Ende mit einer Top-Bewertung belohnt, noch vor den Showpieces aus Schweden oder Island. Mit dem Herzen im Kopf und in der Welt zu Hause: Die Botschaft des Schaustücks 2024 könnte auch symbolisch stehen für diese Mannschaft, die Deutschland in Stuttgart hervorragend vertreten hat.
„Das Team hat das gezeigt, worauf es in den vergangenen Monaten hintrainiert hat und die Performance ist wie geplant gelaufen“, betont Trainer Mike Wieser. „Dass am Ende einige wenige Punkte zu Gold gefehlt haben, hat nicht damit zu tun, dass fachliche Fehler oder Fehler im Timing gemacht wurden, im Gegenteil, alle im Team können sehr gut kochen und haben starke individuelle Qualitäten. Im Wettbewerb geht es am Ende vor allem um Geschmack und das Verständnis von der Balance aller Zutaten. Das wiederum ist deutlich schwieriger und subjektiver zu bewerten als beispielsweise Weitsprung in einem sportlichen Wettbewerb.“ Die Jury vergab am Ende zwei Silbermedaillen und damit ist Team Germany erfolgreich in die Top Ten der Welt „gesprungen“.
National Culinary Team Germany Team-News
*Zuerst erschienen in KÜCHE, Ausgabe 3/2024. Das ganze Magazin können VKD-Mitglieder hier online lesen.