Von der Kochausbildung bis hin zu internationalen Kochwettbewerben: Sophia Birlems Weg in der Gastronomie ist geprägt von Leidenschaft und Engagement. Als Lehrerin gibt sie heute ihre Erfahrungen weiter und schwingt so oft wie möglich noch selbst den Kochlöffel. In der Serie „Who is Who im VKD“ stellen wir Mitglieder des Verbands vor.
Text Anna Häuser Fotos VKD/Hilger, Melanie Bauer, Ulrich Schäfermeyer, Michael Wagner, privat
„Die Küche ist mein Ort und der Kochberuf der schönste der Welt“, davon ist Sophia Birlem überzeugt. Der Weg an ihren Ort führte die gebürtige Brandenburgerin über Umwege. Ihr Abitur machte die heute 41-Jährige an einer naturwissenschaftlichen Schule mit den Schwerpunkten Mathematik und Physik, danach wollte sie etwas Technisches studieren. Doch ein einjähriger Aufenthalt als Au-pair in den USA und ein Urlaub in Österreich sollten alles ändern. „In dieser Zeit habe ich mich umentschieden und in den Wunsch verliebt, dass ich irgendwann ein Hotel leiten möchte“, sagt sie. Eine Ausbildung zur Köchin und ein Betriebswirt im Anschluss sollten die Türöffner für diesen beruflichen Traum werden. Sophia Birlems Eltern, Elektrotechniker und Physiotherapeutin, waren nicht begeistert von der Idee einer Kochausbildung. Deshalb studierte sie zunächst Hotelmanagement mit Schwerpunkt Personalführung in Wilhelmshaven und arbeitete währenddessen im Service eines Landgasthofs. „Dort hat es mich immer wieder in die Küche gezogen. Ich glaube, es liegt einfach in meinem Wesen“, sagt Sophia Birlem. „Ich habe immer gern gekocht und bin unwahrscheinlich gern Gastgeberin.“ Mit 26 Jahren und noch während ihres Studiums begann sie deshalb im Hamburger Hotel Louis C. Jacob, zu dem auch das Sternerestaurant Jacobs gehört, parallel eine Ausbildung zur Köchin. „Ich habe morgens um vier Uhr den Frühdienst in der Küche angetreten und abends an meiner Diplomarbeit geschrieben“, erinnert sie sich. „Es war eine stressige Zeit, aber ich stand jeden Tag sehr gern in der Küche und will rückblickend keinen einzigen Tag davon missen.“
Liebe zum Kochberuf an Jugend weitergeben
Nach ihrer verkürzten Kochausbildung versuchte Sophia Birlem, die Liebe zum Kochberuf und ihre Vorstellung für ein Familienleben unter einen Hut zu bringen. „Die Arbeitszeiten waren nicht das, was mich störte“, sagt sie. „Insgesamt waren am Ende der Woche zu wenig Stunden für Freizeit übrig.“ Eine Lösung fand die gelernte Köchin bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit im Hamburger Kochklub Gastronom. Als Teil des Vorstands-Teams hat sie Wettbewerbe mit ausgerichtet. „Dabei war ich regelmäßig in der Berufsschule und habe eng mit den Schülerinnen und Schülern zusammengearbeitet“, so Sophia Birlem. „Es hat mir großen Spaß gemacht, meine Leidenschaft fürs Kochen und den besonderen Reiz, den der Kochberuf für mich hat, an die Jugendlichen weiterzugeben. Da kam mir die Idee, Berufsschullehrerin zu werden.“ Es folgten ein Studium in Ernährungswissenschaften auf Lehramt in Hamburg und ein Referendariat in Schleswig-Holstein. Von der Ostsee ging es dann in den Süden Deutschlands an den Bodensee, wo Sophia Birlem seit 2019 – inzwischen als Oberstudienrätin – an der Landesberufsschule für Hotel- und Gaststättenberufe in Tettnang tätig ist. Ob sie es vermisst, in der Küche zu stehen? „Das muss ich gar nicht so sehr. Ich engagiere mich viel und bin zum Beispiel als Referentin bei der Talentschmiede in Baden-Württemberg dabei“, sagt sie. „Außerdem übernehme ich nebenbei kleinere Cateringaufträge und gebe Kochkurse. Ich kann die Finger also nicht vom Kochlöffel lassen.“
Wettbewerbsluft schnuppern
Kulinarische Herausforderungen findet Sophia Birlem auch bei Kochwettbewerben. Mit Beginn ihrer Ausbildung trat sie in den VKD ein und nahm innerhalb von zwei Jahren an fünf Wettbewerben teil. „Ein besonderer Moment war, als ich zusammen mit einigen Vereinskollegen bei der IKA/Olympiade der Köche 2012 in Erfurt ausgestellt habe“, sagt sie. Zehn Jahre später folgte das nächstes Wettbewerbs-Highlight: Die Lehrerin kochte sich unter die letzten 16 bei „Koch des Jahres“ und trat im Vorfinale an. Besonders die Auswahl ihres Teamkollegen war Sophia Birlem wichtig. „Andere nehmen ihre Sous-Chefs mit, ich habe mich bewusst für einen Azubi entschieden. Gemeinsam haben wir die Gerichte entwickelt und vorgestellt und sind in dieser kurzen Zeit sehr gut zusammengewachsen“, sagt sie. Am Ende verpasste das Lehrerin-Schüler-Gespann das Finale nur knapp. 2024 schnupperte die Köchin dann wieder olympische IKA-Luft in Stuttgart, als ihre Schüler:innen den Service unterstützten. Die Kochwelt ist klein, und immer wieder kreuzen sich die Wege. Auch wenn Sophia Birlem heute nicht mehr täglich in der Küche steht, begleitet sie ihre Leidenschaft fürs Kochen weiterhin und sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese an die nächste Generation Fachkräfte weiterzugeben.
WHO IS WHO IM VKD
Seine ehrenamtlichen Mitglieder sind das Herz und zugleich der Motor des VKD. Doch wer genau steckt eigentlich dahinter? Wer ist Mitglied der VKD-Familie? Was motiviert diese Mitglieder zum Ehrenamt, welche Lebensläufe und welche Erfahrungen bringen sie mit, was beschäftigt sie? In der Serie „Who is Who im VKD“ treffen wir einige von ihnen und stellen Fragen.