„Ich habe das ,Genuss-Gen‘ mitgekriegt“ In seinem YouTube-Kanal hatte Torsten Voß (rechts) Dirk Freyberger, Fleischermeister und amtierender Weltmeister der Metzger, zu Gast

Wenn Leidenschaft und Ehrgeiz stimmen, dann kennt Koch werden keine Altersgrenze. Das beweist VKD-Mitglied Torsten Voß, der mit Anfang 60 in diesem Jahr seine Abschlussprüfung absolvierte. In der Serie „Who is Who im VKD“ stellen wir Mitglieder des Verbands vor.

Text Anna Häuser Fotos VKD, privat

Die Anspannung bei angehenden Köch:innen ist groß, wenn sie zur Abschlussprüfung antreten. Meist sind es Prüflinge in ihren frühen Zwanzigern, die nach der Schule nun den letzten Schritt der Kochausbildung absolvieren, bevor der „echte“ Berufsalltag in der Profiküche auf sie wartet. Eher selten trifft man auf „Azubis“ mit Doktortitel Anfang 60. Doch es gibt sie. „Die Prüfung war sehr anspruchsvoll und die Zeit war knapp. Ich habe mich etwas ,verkünstelt‘ und zu aufwendig gekocht. Schlussendlich habe ich aber alles hinbekommen und mit einer guten Note abgeschnitten“, sagt Dr. Torsten Voß. Er legte im Alter von 61 Jahren im Januar 2024 vor der IHK Frankfurt am Main seine Abschlussprüfung ab und ist nun offiziell ausgebildeter Koch. Es war ein Abschluss auf Umwegen.

Der gebürtige Niedersachse studierte zunächst Informatik und Wirtschaftswissenschaften und promovierte anschließend in letzterem. Als Berater arbeitete er später unter anderem für verschiedene Bundes- und Landesministerien, für Großbanken und Beteiligungsgesellschaften. Trotzdem hat ihn das Kochen ein Leben lang begleitet. „Als Jugendlicher wollte ich unbedingt Koch werden, doch meine Eltern waren dagegen und in dem Alter lässt man sich noch leicht beeinflussen“, erzählt er. Der Berufswunsch war damit zwar in den Hintergrund gerückt, doch das Hobby ist geblieben. „Ich habe während meines Studiums für Kommilitonen gekocht, später dann zusammen mit meiner Frau, manchmal für mehr als 50 Gäste. Gemeinsam haben wir privat einige größere Veranstaltungen ausgerichtet.“  

Seit einigen Jahren hat der Wirtschaftswissenschaftler sein Hobby zum Beruf gemacht. „2020 haben meine Frau und ich einen Bauernhof in Gohrisch in der Sächsischen Schweiz gekauft und dort eine Kochschule integriert. Unter dem Namen Innosol GmbH bieten wir inzwischen auch eigene Produkte an, wie zum Beispiel hochwertige Gewürzmischungen“, sagt Torsten Voß. Doch der Wunsch, den Kochberuf zu professionalisieren blieb. „Begeisterte Seminarteilnehmende der Kochschule haben mich immer wieder gefragt ,Hast du das eigentlich gelernt?‘ – und da musste ich wahrheitsgemäß mit Nein antworten. Das wollte ich ändern.“ Gesagt, getan. 

Autodidaktisch zur praktischen Prüfung  

Über eine Fernschule hat Torsten Voß einen 17-monatigen Vorbereitungskurs absolviert, im November 2023 hat er sich zur schriftlichen Prüfung bei der IHK Frankfurt am Main angemeldet, im Januar 2024 stand dann die praktische Prüfung an. „Es war eine sehr angenehme Atmosphäre und es hat riesigen Spaß gemacht. Allein deshalb würde ich die Prüfung jederzeit wiederholen – auch, wenn man das natürlich nicht tun sollte“, sagt der frisch gebackene Koch, der laut eigener Aussage älter war als die meisten seiner IHK-Prüfer. „Man spürte, dass man während des Kochens immer mehr als Kollege betrachtet wurde.“ Während die theoretische Vorbereitung über die Fernschule lief, musste Torsten Voß bei der Praxis kreativ werden, eine klassische Ausbildung im Betrieb gab es nicht. „Ich bringe mir autodidaktisch viel selbst bei und nach 30 Jahren ambitionierten Kochens und umfangreicher Lektüre ist ein großes praktisches und theoretisches Wissen entstanden“, sagt er. „Ich beschäftige mich gerne mit Garverfahren und Aromen-Theorien, mache Wurst, backe Brot oder Torten. Freunde sagen, ich habe das ,Genuss-Gen‘ mitgekriegt – das hat mir bei der praktischen Prüfung sehr geholfen.“ 

2018 begleitete Torsten Voß (2. v. r.) Team Germany zur Koch-WM
2018 begleitete Torsten Voß (2. v. r.) Team Germany zur Koch-WM

Mit Team Germany on Tour 

Die Verbindung zum VKD hat Torsten Voß schon länger, seit 2018 ist er Mitglied im Verband. „Seit mehr als 20 Jahren kenne ich den Familienbetrieb von Steffi Kerber-Reichel. Sie war 2018 Teamcaptain der Köchenationalmannschaft und Gastgeberin der Generalprobe für den Culinary World Cup in Luxemburg“, sagt er. „Ich fand das Ehrenamt und den Wettbewerb spannend und bin 2018 schließlich als Support mit nach Trier ins Basecamp und nach Luxemburg gefahren.“ Heute genießt es Torsten Voß als inzwischen gelernter Koch kulinarisch zu experimentieren und sein Wissen zu teilen. Er veröffentlicht Rezepte auf der Innosol-Website und ist als YouTuber mit eigenem Kanal aktiv. Ein aktuelles Projekt ist ein eigens kreierter Senf, der sogar seit kurzer Zeit regional in einer bekannten Supermarktkette gelistet ist. Auch seine Wünsche für die Zukunft sind eher lokal: „Ich möchte gern ein kleines kulinarisches Zentrum für die Sächsische Schweiz aufbauen, Traditionen pflegen und immer einen Blick für die Zukunft behalten.“ Eines beweist Torsten Voß schon jetzt: Es ist nie zu spät, den Kochberuf zu erlernen.  


WHO IS WHO IM VKD

Seine ehrenamtlichen Mitglieder sind das Herz und zugleich der Motor des VKD. Doch wer genau steckt eigentlich dahinter? Wer ist Mitglied der VKD-Familie? Was motiviert diese Mitglieder zum Ehrenamt, welche Lebensläufe und welche Erfahrungen bringen sie mit, was beschäftigt sie? In der Serie „Who is Who im VKD“ treffen wir einige von ihnen und stellen Fragen.

 

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