Ein Verein und seine Herkules-Aufgaben

Koch Club Kassel e. V.: Internationaler Kunst-Kult und kraftvolle Wahrzeichen gehören zu der nordhessischen Stadt ebenso wie der vor mehr 130 Jahre gegründete Kochclub.

Zweigverein des Monats – April 2021

Von Aina Keller

Das Jahr 2016 war für den Koch Club Kassel gewissermaßen ein Jahr der Erkenntnis: Der Verein stellte sich der Herausforderung Altersstruktur und begann die Weichen auf „Verjüngung“ zu stellen. Fünf Jahre es jetzt her, dass die Köchinnen und Köche des Vereins gezielt aktiv wurden. „Leider war zu dem Zeitpunkt die Jugendarbeit ein wenig eingeschlafen“, berichtet der erste Vorsitzende Tim Sichtermann. „Aber dank der guten Zusammenarbeit mit der Elisabeth-Knipping-Schule konnte sie aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden und wir sind gemeinsam neu durchgestartet.“ Auch die Erfolgsgeschichte des Koch Club Pokals, der 1973 einst als Innocenti-Pokal ins Leben gerufen wurde, ließ sich mit neuen Impulsen fortsetzen. Der oder die Beste geht beim Rudolf Achenbach Preis für Hessen an den Start. „Dort konnten wir mit Hannah Brötz im Jahr 2018 und Katharina Oehl im Jahr 2020 jeweils großartige Plätze unter den ersten Drei erkochen“, so Tim Sichtermann.

Zusammenhalt aller Generationen: Der Köchenachwuchs kann sich ausprobieren und weiterentwickeln.

Engagement auf mehreren Ebenen

Neben diesen Wettbewerbs-Highlights zählen auch die verstärkten Netzwerk-Aktivitäten zur Philosophie des Vereins. „Vor mittlerweile fast zwei Jahren waren wir ein sehr motivierter und erfolgreicher Gastgeber des Jugendcamps für hessische Kochazubis“, erzählt der Vereinsvorsitzende. „An diesen Tagen im Juli 2019 organisierten wir allerlei Lehrgänge und Wissenswertes für den Kochberuf. Auf diese Tage sind wir besonders stolz, da wir unserem Motto treu geblieben sind, junge und ältere Köchinnen und Köche zu vereinen.“

Soziales Engagement wird in Kassel großgeschrieben: So konnte bislang mit den Erlösen aus Glühwein-Verkauf und Spargelschälen bis zu 30.000 Euro pro Jahr an wohltätige Zwecke gespendet werden. „Der Verein hat es zu einer herausragenden Summe von 720.000 Euro in den letzten Jahrzehnten geschafft.“ Auch zu Corona-Zeiten lassen sich die Kasseler nicht davon abhalten, Gutes zu tun. „Wenn eine Pandemie unsere ,Fans’ zum Daheimbleiben zwingt, dann kommt eben die Kartoffelsuppe an den Adventssamstagen zu ihnen.“ Für Kartoffelsuppe@home kochten die Mitglieder kurzerhand die beliebte Koch Club-Kartoffelsuppe zur Abholung vor Ort oder Lieferung nach Hause. Die Aktion kam super an, sowohl die Variante mit Speck und Kasseler als auch die vegetarische Alternative mit Süßkartoffeln.

Hier dreht sich alles um die Praxis: Die Jugendarbeit in Kassel hat Priorität.

Gemeinsam oder gar nicht

Hinter den neuen Ideen und bewährten Konzepten steht ein Vorstand, der freundschaftlich miteinander arbeitet: Vereinsvorsitzender Tim Sichtermann – Küchenchef in der Zentralmensa in Kassel – ist seit 2016 der „Cheffe“ im Club und kann sich auf die gute Seele „Henner“, alias Heinrich Herzog, an seiner Seite immer verlassen. Außerdem im Vorstand: Finanzbeauftragter Jörg Kloppmann, der in seiner weiteren Freizeit als Schiedsrichter auf dem Platz steht, Jugendwart Adrian Krumme, der sich um Fortbildungen für die Jugend, Fotos und Facebook kümmert, sowie der vereinserfahrene Hermann Könemund, der derzeit kommissarisch für den „Schriftkram“ des Clubs verantwortlich zeichnet.

Gemeinsam schauen sie auf eine bewegte Vereinsgeschichte, die 1889 als „Kochkunstverein Cassel“ begann und stattliche Erfolge bei internationalen Kochkunstausstellungen und Wettbewerben erzielte. Das Jahr 1956 markiert einen wichtigen Meilenstein. So wie damals Hugues Innocenti und Theo Vater dem Verein nach den Weltkriegen wieder neues Leben einhauchten, ergreifen auch heute wieder die Vereinsmitglieder Initiative. „Auch in 2021 wollen wir in diesem Sinne weitermachen. Wir werden unseren Auszubildenden zur Seite stehen und nicht nur unser soziales Engagement fortführen, sondern auch weiterhin andere Kasseler Vereine tatkräftig unterstützen“, da ist sich der Vorstand einig. „Am wichtigsten ist es, für unsere Mitglieder da zu sein und auch nach der Corona-Pandemie die Gemeinsamkeiten aufleben zu lassen. Nur gemeinsam ist der Koch Club Kassel zu dem geworden, was er heute ist: ein Verein, der lebt und sich bewegt. Er gehört zu Kassel wie der Herkules, der Zissel und die documenta.“

AUF EINEN BLICK

Koch Club Kassel e. V.

gegründet 1889

Mitglieder aktuell: ca. 180

Aktueller Vorstand: erster Vorsitzender Tim Sichtermann, zweiter Vorsitzender Heinrich Herzog, Kassierer Jörg Kloppmann, Jugendwart Adrian Krumme, Schriftführer (kommissarisch) Hermann Könemund

Infos und Kontakt: www.kochclub-kassel.de

Spezialitäten aus der Region

Ahle Wurst, Kasseler Grüne Soße, Duckefett und Weckewerk: Leckereien aus der documenta Stadt Kassel sind voller Geschmack und oftmals herzhaft-traditionell. Das kann ein deftiger Kartoffelsalat ebenso sein wie verschiedene regionale Fleisch- und Wurstwaren oder leckere Zwiebeltorten. Irrtümlich der Stadt zugeordnet werden hingegen das gepökelte Schweinfleisch namens Kasseler oder auch die Kasseler Rippchen, die auf den Berliner Schlachter Cassel zurückgehen – oder aber mit der Kasserolle in Verbindung stehen sollen.