Im März 2022 hat sich der Verein Bad Kissinger Köche e. V. aufgelöst und wurde nun auch aus dem Vereinsregister gelöscht. Der letzte Vorsitzende Michael Seufert blickt zurück.
Text Michael Seufert Foto Verein Bad Kissinger Köche e. V.
Nach einem Jahr der Wartezeit sind nun die letzten Unterschriften erfolgt und der Verein Bad Kissinger Köche ist aus dem Vereinsregister gelöscht worden. Nehmen wir es mit den Worten von Albert Schweitzer: „Begeisterung ist ein guter Treibstoff, doch leider verbrennt er zu schnell.“ Genau hier finde ich mich wieder, als letzter Vorsitzender des Vereins Bad Kissinger Köche bin ich, Michael Seufert, im Jahr 1990 in den Verein eingetreten. Wir haben einen regen, aktiven und facettenreichen Verein erlebt. Man hat sich ausgetauscht, kontrovers diskutiert, Fortbildungen durchgeführt und die Mitglieder spiegelten das wahre Leben der Stadt Bad Kissingen wider. Jedes Mitglied bzw. Gast des Vereinslebens hat hier sehr viel Wertschöpfung erfahren, für viele war er ein Sprungbrett und das Social Media der Zeit. Der intensive und direkte Kontakt war durch die ansässige Berufsschule zum Nachwuchs gegeben und wurde von vielen Auszubildenden genutzt.
In der langen Vereinsgeschichte, die immer wieder von den wirtschaftlichen und kulturellen Zeitspannen der realen Volkwirtschaft und dem Gesundheitswesen abhängig war, hat der Verein viele Mitglieder kommen und gehen sehen. Eins war jedoch unbestritten, er war ein Garant für den Berufsstand der Köche und hat hier viele Erfolge eingeholt. Sehr viel Zeit und Engagement wendete die Vereinsführung immer wieder für den Nachwuchs auf. Denn ohne Nachwuchs muss es kommen, wie es gekommen ist. Der Verein steht irgendwann vor der Tatsache: Der Verein kann nicht aufrechterhalten werden.
Im Jahre 1904 waren es die Gründer, die in einer ungezwungenen und gemütlichen Feierabendrunde der damaligen Hotels und Sanatorien zusammensaßen und den Verein so ins Leben riefen, wie er bis heute existierte. Wobei die Sektion Bad Kissingen bereits im Jahre 1880 zu den Gründungsmitgliedern des Internationalen Genfer Verbands gehörte. Aus dem Internationalen Genfer Verband entstanden 1919 die einzelnen Landesverbände. Es war damals ein großes Bestreben, den Köcheverband und den Deutschen Kellnerbund unter ein gemeinsames Dach zu stellen, was allerdings scheiterte.
Über die ersten Jahrzehnte können wir leider nicht mehr viel berichten, hier fehlen uns sehr viele Aufzeichnungen. Umso stichhaltiger und fassbarer wird es jedoch nach dem 2. Weltkrieg. Bad Kissingen wird durch seine vielen Kurhäuser zum Mittelpunkt der Privatkuren der zahlungskräftigen Mitbürger. Und im Laufe der folgenden Jahre hat sich der Kostenträger Bad Kissingen durch seine heilenden Quellen die Rehabilitation erschlossen. Auch Deutschlands oberste Staatsdiener waren in Bad Kissingen immer wieder zu Gast. Das damalige Kurhaus Dappers war eine der ersten Adressen und Erich Möller, der Küchenpatron, wusste, wo er hinwollte. Als Vereinsvorsitzender von 1949 bis 1973 lenkte und leitete er den Verein geschickt und zielstrebig. So begrüßte er 1953 Bundespräsident Theodor Heuss, holte die Tagung der Arbeitsgemeinschaft der Köche Bayerns in die Stadt und richtete über viele Jahre Kochkunstausstellungen im Regentenbau aus. So schrieb der damalige Oberbürgermeister der Stadt Dr. Hans Weiß, „Das meisterliche Können der hiesigen Köche und Konditoren ist ein bedeutender Werbefaktor für unser Weltbad. Im Interesse der Stadt wie seiner Gäste wünsche ich dem Verband daher, dass er mit seinen Leistungen weiterhin Bad Kissingen Ehre machen möge!“
Zum 50-jährigen Bestehen gab es wieder eine große Nationale Kochkunst-Ausstellung, bei der Fritz Wandres eine besondere Auszeichnung für seine Zuckerarbeit erhielt. Als einarmiger Kriegsversehrter und Chef-Patissier aus dem Sanatorium von Dapper bildete er den Regentenbau maßstabsgetreu nach.
Erich Möller war auch der Verfasser des ersten Diätkochbuchs, welches sein Vereinskollege und damaliger langjähriger Schriftführer Günther Schneider schrieb. 1969 fand dann auch der ersten Diätkoch-Kurs vom Verband der Köche Deutschlands und der Gütegemeinschaft Diät unter der Leitung der Bad Kissinger Köche statt. In Bad Kissingen wurde schon 1967 die Meisterprüfung durchgeführt, bevor sie dann Ende der 1990er-Jahre nach Würzburg abwanderte. Dafür kam der „Diätetisch geschulte Koch“ nach Bad Kissingen, als erster und einziger Kurs mit zwei Zertifikaten. Zum einen mit dem Titel der DGE und zum anderen der IHK.
So ist Erich Möllers Laufbahn nicht nur in der Region, der Stadt, sondern auch in ganz Deutschland ein Begriff. Er saß einige Jahre als Vizepräsident des Verbandes der Köche Deutschlands, dem Landesverband als Vorsitzender an der Spitze und brachte viele namhafte Größen aus Bad Kissingen und dem Kurhaushotel Bad Kissingen hervor.
Josef Schmitt, bekannt als „Seppl“, war lange Jahre sein Stellvertreter, bevor er 1973 den Vorsitz des Vereins übernahm und weiterführte. Er ist einer der wenigen Köche in Deutschland, die sich die Goldene Kochmütze erkocht haben. Weitere Träger aus Bad Kissingen sind bzw. waren Herbert Schlereth, Karl-Heinz Kaffer und Heinrich Kunzmann. Neben seinem Engagement für den Verein war „Seppl“ als Juror bei zahlreichen Kochkunstausstellungen in Frankfurt und ganz Deutschland unterwegs. Er hat über 30 Jahre mit den Kollegen Günter Schneider und Jochen Schulze, die Meisterprüfungen in Regensburg abgenommen. Seinen Vorsitz gab er 1998 an Erich Matejsek ab, der Ihn bereits seit 1990 als Stellvertreter zur Seite stand. Im Jahre 2006 erhielt „Seppl“ Schmitt, unser Ehrenvorsitzender, dann die Bürgermedaille der Stadt Bad Kissingen.
Ein weiterer Vertreter der Köche aus Bad Kissingen, die weltweit den Namen der Stadt und seine außergewöhnliche Leistung über Jahre präsentierte, ist der langjährige Pächter des Kurkarten Cafés Rüdiger Schindler. Er war Patissier der deutschen Köchenationalmannschaft und erhielt unter anderem den Goldenen Löwen von Singapur. Mit seinen Schokoladenschaustücken hat er Kunstwerke geschaffen, die seinesgleichen bis heute suchen. Auch noch Jahre später war er im Hintergrund für die deutsche Köchenationalmannschaft tätig.
Die Kissinger Köche engagierten sich in den verschiedenen Gremien und Fortbildungsausschüssen, das bis heute. Auch die Stadtmeisterschaft, die ein Sprungbrett für den Nachwuchs der Jungköche in der Region ist, wurde durch den Verein ins Leben gerufen. Sie sind nach wie vor bei der Erstellung der Prüfungsaufgaben im Ausbildungsberuf Koch/Köchin, Landesfachausschuss für Küchenmeister, der die Prüfungen verabschiedet und in der Diätetik tätig.
Der Höhepunkte des Vereins im Jahr war seit den 1960er-Jahren immer der Ball der Bad Kissinger Köche. Dieser fand anfangs im Saalehof statt, bevor die Köche wegen des enormen Zuspruchs den Ball in den Regentenbau und in die Wandelhalle verlegt haben. Die Stadt Bad Kissingen erhielt über 50 Jahre zur Weihnachtszeit 100 gefüllte Weihnachtspäckchen für bedürftige Bürger der Stadt. Und zum Muttertag standen die Köche immer in der Stadt, um für die Öffentlichkeit und einen guten Zweck Spargel zu schälen. In den besten Jahren hat es der Verein schon mal auf über eine Tonne Spargel geschafft.
Es gäbe sicherlich noch vieles zu berichten und genauer auszuführen, aber an dieser Stelle möchte ich nun ein Ende finden. Ich möchte mich im Namen der gesamten Vorstandschaft bei Ihnen, der Öffentlichkeit, den Verantwortlichen der Stadt, der Berufsschule, den Unterstützern, Lieferanten, Sponsoren, unseren Gastgebern bei den Versammlungen, meinen lieben Kolleginnen und Kollegen und nicht zuletzt bei meinen Vorgängern bedanken. Nur mit Ihnen an der Seite hatten wir die Möglichkeit, unser Ziel über das ganze Jahrhundert zu verfolgen, den Köchen in der Region und darüber hinaus einen Austausch zu ermöglichen und den Nachwuchs zu fördern. Herzlichen Dank.
News aus den Landesverbänden und Zweigvereinen Die VKD-Landesverbände und Zweigvereine