Eine erfolgreiche IKA/Olympiade der Köche liegt bereits mehr als ein Jahr hinter uns. Wir möchten uns bei den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern bedanken und einige von ihnen vorstellen. Denn ohne ihr Engagement wäre die 25. Ausgabe der Kocholympiade nicht möglich gewesen. Einer von ihnen war Ragei El Shamarka, den besonders die ganz eigene Sprache in der Küche begeistert hat.
Lieber Herr El Shamarka, was war Ihr persönliches Highlight auf der IKA 2020?
Wenn ich heute so zurückblicke, kann ich sagen, dass die komplette IKA mit Abstand das persönliche Highlight meines Jahres 2020 war und ist. Es war für mich etwas sehr Besonderes, mit dabei sein zu dürfen, wenn die ganze Welt zuschaut, Seite an Seite mit den Besten unseres Berufs. Sehr fasziniert hat mich, dass wir uns leicht verständigen konnten, wenn es sein musste, mit den Augen. In der Küche herrscht eben eine ganz eigene Sprache.
Was waren Ihre Aufgaben auf der IKA?
Als Marshal bei den Küchen der Nationalmannschaften war ich quasi der „Einweiser“ für die Teams und hatte die unterschiedlichsten Aufgaben. Dazu gehörten das Übergabeprotokoll bei der Ausgabe des Küchenequipments und die Gegenkontrolle, ob alle Richtlinien eingehalten wurden. Ich bin dankbar, dass mein Arbeitgeber mich für diese Zeit beurlaubt hat, um die IKA erleben und genießen zu dürfen.
In Stuttgart war die Welt zu Gast. Welche Eindrücke und Inspirationen haben Sie als passionierter und international erfahrener Koch für sich mitgenommen?
Was ich in Stuttgart auf den Tellern und Tischen gesehen und erlebt habe, dafür reist man sonst jahrelang um die Welt. Beim Zuschauen konnte ich sehr viel lernen und fand es schön, dass die moderne Crossover-Küche so viele spannende Komponenten mitbringt. In guter Erinnerung habe ich die dänische Nationalmannschaft, ihr Handwerk, die Techniken und der Geschmack ihrer Gerichte haben mich begeistert, das war schon toll.
Wie wichtig ist es als Koch, über den Tellerrand zu schauen – persönlich und kulinarisch?
Ohne Inspirationen funktioniert unser Beruf nicht. Das kann beim Essen gehen passieren, auf Instagram und Facebook oder beim Lesen von Kochbüchern. An erster Stelle steht für mich aber der persönliche Austausch mit Kollegen. Nichts ist wertvoller als Tricks weiterzugeben und von eigenen Erfahrungen zu berichten.
Bei Ihrer Arbeit mit Auszubildenden kümmern Sie sich auch um Flüchtlinge, die in Deutschland Fuß fassen. Was ist Ihre Hauptmotivation für dieses Engagement?
Wenn wir uns jetzt nicht um den Nachwuchs kümmern, werden sich unsere Branche und unser Handwerk massiv verändern, das Kochen wird leiden. Deshalb ist es mir so wichtig, dass wir bei den jungen Menschen Interesse wecken, zum Beispiel mit coolen Übungseinheiten oder mit neuen Ideen für das Berichtsheft. Bei meiner Arbeit stelle ich immer wieder fest, dass Geflüchtete sich beim Kochen ihrer Heimat noch näher fühlen. Diese emotionale Verbindung zu Rezepten, Zutaten und Geschmack hilft uns, die Freude am Beruf zu fördern.
Für mich ist es im Betrieb dabei oftmals einfacher, Wissen an Migranten zu vermitteln, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sie sich fühlen. Bei Mitarbeitern aus 18 verschiedenen Nationen ist das nicht immer einfach, aber viele Fragen kann ich auch in ihrer jeweiligen Muttersprache beantworten, da ich fünf Sprachen spreche. Dann fällt das Lernen gemeinsam noch ein wenig leichter.
Vielen Dank für das Gespräch.
Ragaei El Shamarka
Ragaei El Shamarka wurde 1972 in Ägypten geboren, hat zwei Kinder und lebt seit 2007 in Deutschland. Seine Ausbildung als Koch absolvierte er in einem Hotel am Roten Meer. Über Stationen in Krankenhaus-, Hotel- und Restaurantküchen in Italien, Schweden und der Schweiz kam er nach Deutschland. Nach einem Abstecher in die Selbstständigkeit arbeitet er als Chef de Partie im See- und Sporthotel Ankum, wo er unter anderem Flüchtlinge zum Koch ausbildet.
Dieses Interview erschien zuerst in KÜCHE, Ausgabe 11/2020.