Zusammenhalt: Auch wenn es schwierige Tage und Wochen sind, sind es vor allem die freiwilligen Helferinnen und Helfer, die den Betroffenen Mut machen. Im Bild: Familie Schmitz mit ihren „Engeln“. Der Fleischerei- und Cateringbetrieb zählt zu den vier Betrieben von VKD-Mitgliedern, die Spendengelder erhalten haben. Foto: privat
Um von der Flutkatastrophe betroffene Gastro-Betriebe in den Regionen zu unterstützen, hat der Verband der Köche Deutschlands e. V. gemeinsam mit Euro-Toques Deutschland e. V. im August einen Aufruf gestartet. Es wurden insgesamt 10.000 Euro gesammelt
von Aina Keller
Unter dem Motto „Kollegen und Kolleginnen mit Herz bieten Unterstützungs-Menüs an“ wurden im Spätsommer Spendengelder gesammelt. Neben Betrieben wie dem Herzogskelter in Güglingen, dem Landgasthaus Der Löwe in Linsengericht und Gasthof Rhönblick in Petersberg haben dies auch einzelne Köchevereine getan, zum Beispiel in Aschaffenburg-Miltenberg: „Unsere Hochachtung und unser Mitgefühl gilt allen, die sich jetzt wieder zurück ins Leben kämpfen müssen sowie den vielen, selbstlosen Helferinnen und Helfern in der Katastrophenregion“, so der Vereinsvorstand.
Schmerzhafte Veränderungen
Die Spendenerlöse in Höhe von insgesamt 10.000 Euro werden nun auf insgesamt vier Betriebe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz aufgeteilt, um deren finanzielle Not ein klein wenig zu lindern. VKD-Mitglied Paul Schmitz, Inhaber vom Hotel Zur Waage in Bad Münstereifel-Arloff, freut sich sehr darüber und berichtet: „Fast die Hälfte unserer Hotelzimmer wurde zerstört, doch inzwischen ist unser Haus wieder geöffnet und das Restaurant hat die volle Kapazität. Am meisten weh getan hat aber, dass wir so viele Mitarbeitende verloren haben. Aus Personalmangel musste ich bereits größere Veranstaltungen absagen und die Speisekarte verkleinern.“
Dass die verheerende Flut nicht nur Gebäude, sondern auch viele Pläne zerstört hat, davon kann Ulf Lucassen aus Solingen berichten. Der vierfache Familienvater plante mit seiner Frau Katrin gerade die Übernahme des schwiegerelterlichen Betriebs, als die Flut kam. In der Gaststätte Rüdenstein in Solingen blieben zwar die Gasträume im Erdgeschoss weitgehend verschont, aber sowohl Getränkekeller und Toiletten als auch der schöne Spielplatz an der Wupper verschwanden quasi in den Fluten. „Jetzt geht es vor allem darum, im Winter das Haus warm und trocken zu halten, die neue Holzpelletheizung ist für 2022 schon fest eingeplant“, so der Küchenmeister und Jugendwart im Club der Köche Rhein Wupper. „Ohne die vielen helfenden Hände und Freiwilligen wäre das alles gar nicht möglich. Wir sind dankbar, dass wir mit der großen Unterstützung unserer Freunde, Stammgäste und befreundeten Unternehmen wieder nach vorn schauen können.“
Aufgeben ist keine Option
Diese Erfahrung hat auch Familie Schmitz in Bitburg gemacht. Weil sie die Produktion ihres Fleischerei- und Cateringbetriebs an einem der bisherigen Standorte komplett einstellen musste, war die Inhaberfamilie auf Kollegenhilfe angewiesen. „Anfangs war die Verzweiflung groß, wie will man das jemals alles allein stemmen“, erinnert sich Juniorchefin Lena Schmitz, die sich drei Jahre lang in der deutschen Köchenationalmannschaft ehrenamtlich engagiert hat. „Doch Aufgeben war keine Option. Mein ehemaliger Ausbilder Thomas Herrig hat uns sehr unterstützt und nun können wir langsam wieder Pläne für die Zukunft machen.“ Mit der Spende der Kolleg:innen hat sie nicht gerechnet: „Wir sind sprachlos und sehr gerührt. Es tut so gut, Teil einer Gemeinschaft zu sein – selbst wenn man gerade nicht mehr so aktiv ist wie die Jahre zuvor.“
Ähnlich überrascht über die Spende waren auch Georg und Yvonne Neiss vom Hotel Garni Lindenmühle in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Als der Mitteilung kam, waren sie gerade ein paar Tage in Thüringen – auf Einladung des dortigen Dehoga. „Das war ein echter Kontrast zu den abgeschlagenen Wänden und den komplett entkernten Räumen unseres Hotels hier“, sagt Yvonne Neiss. „Wir haben in Thüringen ein Stück heile Welt gesehen. Das hat richtig gutgetan.“ Die traumatischen Erinnerungen kann den Betroffenen niemand nehmen, aber die finanzielle Kollegenhilfe aus der gemeinschaftlichen Aktion von VKD und Euro-Toques soll ein wenig dazu beitragen, in den Flutgebieten wieder eine neue Normalität herzustellen.