Unscheinbar und doch so wichtig – der richtige Schuh spielt bei Köchen eine entscheidende Rolle. Warum das so ist, worauf es beim richtigen Küchenschuh ankommt und was passiert, wenn man schlechte Schuhe bei der Arbeit trägt, erklären die zwei Küchenschuh-Experten Stefan Daniels und Reiner Prühs.
Von Anna Häuser
Verschmutzter Fußboden, ordentlich Hektik und schon ist es passiert: Man ist ausgerutscht. Das ist Alltag in vielen Küchen. Schuld am Ausrutschen ist oft das falsche Schuhwerk. Dabei ist der Schuh mit das wichtigste Teil der Arbeitskleidung von Köchen. „Das Berufsbild von Köchen ist mit ständiger Bewegung auf den Füßen verbunden“, weiß Stefan Daniels von Sika Footwear. Küchenschuhe hätten vor allem die Aufgabe, einen sicheren Stand auf rutschigem Boden zu gewährleisten, Schutz vor heißen Flüssigkeiten oder fallenden Gegenständen zu bieten und die körperliche Belastung in einem erträglichen Rahmen zu halten.
Laut der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) waren 2016 rund ein Drittel (circa 24.000) aller Arbeitsunfälle in dieser Branche Stolper-, Rutsch-, und Sturzunfälle. „Das ist auch ein großes Thema bei Köchen“, erklärt Reiner Prühs, Inhaber von „workers friend“, der Berufsbekleidung mit Spezialisierung auf Gastronomie und Hotellerie vertreibt. Die meisten dieser Unfälle seien auf falsches Schuhwerk zurückzuführen. Das Problem dabei: Es gibt keine Regel, die einen bestimmten Küchenschuh vorschreibt. Sohlen aus Gummi oder Polyurethan sind der Erfahrung nach zum Arbeiten in der Küche von Vorteil. Aber auch hier kann man nicht pauschalisieren. „Rutschhemmung ist nicht gleich Rutschhemmung“, sagt Sicherheits- und Arbeitsschuhe-Experte Stefan Daniels. Das sei beispielsweise mit Sommerreifen auf Schnee zu vergleichen.
Neben der Rutschfestigkeit der Schuhe sollten diese Köche vor allem auch vor heißen Flüssigkeiten oder herabfallenden Gegenständen schützen. Gut hierfür seien Zehenschutzkappen, meint Reiner Prühs. Die würden auch das Gewicht eines runterfallenden Kochtopfs abfangen. Außerdem sei eine Tendenz weg von offenen Schuhen oder Clogs zu erkennen, wie Stefan Daniels erklärt. Diese böten nicht ausreichend Schutz gegen heiße Flüssigkeiten.
Die falschen Schuhe können aber nicht nur kurzfristig zu Unfällen führen, sondern auch langfristig negative Auswirkungen auf den Körper haben. Köche verbringen ihre Schichten von acht Stunden oder mehr dauerhaft auf den Füßen. Da Küchen oft mit hartem Steinboden gebaut sind, bedeutet das eine enorme Belastung für die Füße, aber auch den Rücken. Wie Stefan Daniels erklärt, ist es erwiesen, dass schlechtes oder abgelaufenes Schuhwerk den Knochenapparat, besonders den des Rückens und der Gelenke, belastet. Deshalb seien zertifizierte Berufs- oder Sicherheitsschuhe genau das richtige für die Arbeit in der Küche. Diese seien mit einer Stoßabsorbtion versehen. „Im Gegensatz zum Straßenschuh ist diese ‚Dämpfung‘ auch noch nach vielen Laufstunden vorhanden“, sagt er.
Wie ein guter Küchenschuh aussieht und worauf man unbedingt achten sollte, hat der Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften der BGR 111 festgelegt:
Als geeignet wird Schuhwerk angesehen, wenn es insbesondere
- einen ausreichend festen Sitz am Fuß gewährleistet,
- im vorderen Bereich vollkommen geschlossen ist,
- einen Fersenhalt aufweist,
- Absätze mit ausreichend großer Auftrittfläche und mäßiger Höhe besitzt,
- rutschhemmend ausgebildete Sohlen und Absätze aufweist,
- ein ausgeformtes Fußbett hat, das auch bei hoher Laufleistung die Beanspruchung in erträglichen Grenzen zu halten vermag.
Ob hinten offen oder nicht, Sicherheitsschuh, oder Schuh ohne Zertifikat, einen Nachteil haben sie alle: die Schuhe werden während dem Tragen feucht. Hier empfiehlt Reiner Prühs die Schuhe unbedingt 24 Stunden lang auslüften zu lassen, auch wenn das bedeutet, dass man im besten Fall zwei Paar Arbeitsschuhe für die Küche besitzt.
Mehr Informationen zum geeigneten Schuhwerk für Koch oder Köchin finden sie unter www.berufsschuhratgeber.de.