Umsatzeinbrüche, Kurzarbeit und Unsicherheit für die Kochausbildung: Die Aussichtslosigkeit der aktuellen Lage führt zu einer großen emotionalen Belastung in der Kochbranche. Ein Statement von Thorben Grübnau, VKD-Vizepräsident und Ausbilder im Patentkrug Oldenburg.
Die Coronawelle zu brechen ist wichtig, entsprechende Maßnahmen für das Allgemeinwohl sind nötig. In der Umsetzung trifft das den Einzelnen mitunter hart – in unserem Fall eine ganze Branche. In Niedersachsen gilt seit gestern in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens die 2G-Plus-Regel. Unterm Strich kommt das einem indirekten Lockdown in der Gastronomie gleich: Gäste bleiben weg und Umsätze gehen massiv zurück. Nach dem traurigen Gastro-Jahr 2020 konnten wir in diesem Sommer endlich wieder mehr Umsätze generieren. Die Auftragslage für den Dezember mit Weihnachtsfeiern und Veranstaltungen sah enorm vielversprechend aus, sodass wir unser Personal sogar aufgestockt haben. Doch jetzt regnet es Absagen. Der nötige finanzielle „Winterspeck“, den wir für umsatzschwächere Monate im Dezember erwirtschaften müssen, wird komplett wegbrechen.
Persönliche Schicksale und Kollateralschäden
Ich selbst bin nicht nur Vize-Präsident, sondern auch Arbeitnehmer und Ausbilder aus Überzeugung mit Personalverantwortung für ein 14-köpfiges Team. Um diesen Quasi-Lockdown wirtschaftlich zu überstehen, ist die traurige Wahrheit, dass wieder Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt werden müssen. Die persönlichen Schicksale dahinter erlebe ich seit der Pandemie in „meiner“ Küche tagtäglich.
Auch in Sachen Ausbildung ist die aktuelle Lage ein harter Schlag. Während wir im Patentkrug im ersten Lockdown noch alles daran gesetzt haben, die Ausbildung weiterlaufen zu lassen, ist die Situation jetzt eine andere. Trotz Fördergelder des Staats hat die Fortsetzung der Ausbildung während des Lockdowns dem Betrieb einiges abverlangt. Wie es jetzt mit der Ausbildung weitergeht, ist noch völlig unklar. Die staatliche Unterstützung für die erfolgreiche Weiterführung der Ausbildung in der Gastronomie wurde zwischenzeitlich nicht ausreichend verbessert. Das ist ein großes Problem, da die Lage der vergangenen zwei Jahre bereits starke Defizite im Ausbildungsstand – sowohl in der Theorie als auch in der Praxis – verursacht hat. Die flächendeckend schlechten Leistungen in den Zwischenprüfungen sind ein Kollateralschaden der Pandemie, der den Fachkräftemangel der Branche weiter anheizt.
Emotionale Belastung
Wie mir geht es aktuell vielen Kolleginnen und Kollegen im VKD und in unserer Branche. Besonders schmerzhaft ist die aktuelle Lage wegen ihrer Aussichtslosigkeit. Während die Lebenshaltungskosten bundesweit steigen, sehen wir uns mit Entlassungen und Kurzarbeit konfrontiert. Nach einem kurzen „Durchatmen“ im Sommer scheint nun kein Licht am Ende des Tunnels in Sicht zu sein. Das führt zu Frustration und Unmut – und zu einer hohen emotionalen Belastung für alle.
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