Kochazubis brauchen nun eine besonders intensive schulische Betreuung, um Wissenslücken zu schließen. Ein Statement von Richard Beck, VKD-Präsident.
Die Gastronomiebranche wurde durch die Pandemie besonders gebeutelt. Die Betriebsschließungen waren ein großer Einschnitt in den Berufsalltag von Gastronom:innen, angestellten Köchinnen und Köchen sowie Kochazubis. Gerade Letztere stehen nun auch noch vor großen schulischen Herausforderungen. „Der Lockdown hat große Wissenslücken bei den Schüler:innen hinterlassen – sowohl in der Theorie als auch in der Praxis“, weiß Richard Beck, VKD-Präsident und Berufsschullehrer in Augsburg. „Drastisch gesagt sorgt die Pandemie dafür, dass wir Köch:innen unterrichten, die nicht kochen können. Einfach, weil sie das Gelernte aus der Schule nicht im Betrieb in der Praxis umsetzen und anwenden konnten.“ Besonders davon betroffen seien Kochazubis im zweiten und dritten Lehrjahr.
Bildung und Schule sind Ländersache. In Bayern beispielsweise kommen Berufsschulklassen erst ab einer Größe von 16 Schüler:innen zustande. Das stellt angesichts der sinkenden Ausbildungszahlen die Schulen vor zwei Herausforderungen. Zum einen müssen Sondergenehmigungen eingeholt werden, um eine Klasse zu bilden, wenn sich zu wenige Kochazubis in einer Berufsschulregion zum neuen Lehrjahr bewerben. Keine Seltenheit, denn „der Ausbildungsberuf Koch wird aktuell nicht gerade überrannt“, so Richard Beck. Hinzu kommt, dass durch Corona einige Azubis ihren Ausbildungsplatz verloren oder die Ausbildung abgebrochen haben. Deshalb werden zum neuen Schuljahr vielerorts Berufsschulklassen zusammengelegt und erreichen nun Größen von bis zu 30 Schüler:innen. „Unser Ziel ist es, die Kochazubis vernünftig zu beschulen und optimal auf die Abschlussprüfungen und das Berufsleben vorzubereiten“, sagt Richard Beck. „Das bedarf angesichts der durch Corona verursachten Wissenslücken eine besonders intensive Betreuung des Einzelnen. Doch die neuen, großen Klassen machen eine solche Betreuung nahezu unmöglich.“ Das Ergebnis: überforderte Schüler:innen und Lehrer:innen.
Der Ausbildungsberuf hat in der Pandemie sehr gelitten – sowohl in den Betrieben als auch schulisch. Doch während in der Politik regelmäßig über die betriebliche Situation diskutiert wurde, „fallen Berufsschulen häufig durchs Raster“, so Richard Beck. Maßnahmen seien nun dringend nötig, um die Azubis, die noch in der Branche verblieben sind, am Abwandern zu hindern und sicherzustellen, dass diese eine faire Chance erhalten, ihre Prüfungen gut abzuschließen. „Kommende Generationen unserer Köchefamilie sollten nicht unter dem Wissensverlust durch Corona leiden. Den Wunsch der Gesellschaft nach gutem Essen und einer lebhaften Gastronomie wird es immer geben. Um dem nachkommen zu können, braucht es auch in Zukunft gut ausgebildete Köchinnen und Köche.“
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