Vom Herd zum Pult: Für die schulische Ausbildung von Köchinnen und Köche werden erfahrene Kollegen gebraucht. Wir haben bei einigen nachgefragt.
Lehrer für Fachpraxis, Technischer Lehrer, Fachlehrer: Der Beruf des Berufsschullehrers für praktische Berufe kennt viele unterschiedliche Namen – je nach Bundesland und weiterführender Qualifikation. Die Aufgaben in den Schulküchen sind allerdings landauf landab vergleichbar. Die Wege an Pult und Tafel führen in der Regel über Berufserfahrung und Meisterbrief.
Für Elisabeth Albrecht aus der Nähe von Regensburg kam der Wechsel „auf die andere Seite“ vor fast zwei Jahren eher ungeplant: „Damals war ich noch in der Schweiz tätig und meine ehemalige Berufsschule fragte an, ob ich den Schülern von meinem Werdegang und Erfahrungen im Ausland berichten wollte.“ Gesagt, getan: Die Verantwortlichen an der Berufsschule Regensburg sahen bei Elisabeths Vortrag das Potenzial der jungen Küchenmeisterin und Hotelfachfrau und verpflichteten sie als Fachlehrerin. Die Grundvoraussetzungen konnte sie erfüllen, für die pädagogischen psychologischen Kenntnisse – „quasi die Lehre des Lehrens“ – studierte sie ein Jahr lang in Vollzeit am Staatsinstitut in Ansbach. „Ich vermisse ein bisschen das freie Kochen“, sagt die 30-Jährige. „Aber ich schätze es sehr, dass ich meine Passion für den Beruf weitergeben und die Synergien nutzen kann, die sich aus der Nähe von Theorie und Praxis ergeben.“
Diese Verknüpfung mag auch René Weiser – „und ich weiß, dass wir als Praktiker oft mehr Verständnis für die Situation aufbringen, in der sich die Azubis befinden“. Der Küchenmeister und Fachlehrer aus Hessen wusste schon früh, dass er Lehrer werden wollte. „Ich bin familiär vorbelastet, denn sowohl mein Großvater als auch mein Onkel waren Lehrer“, erzählt der 45-Jährige, der als Zusatzqualifikationen unter anderem den Abschluss als Verpflegungsbetriebswirt, Diätkoch und Qualitätsbeauftragter für Lebensmittel mitbringt. „Dass ich ein Händchen dafür habe, hat sich im Job früh gezeigt. Die Azubis in den Betrieben wurden immer gern mir zugeteilt.“ Seit 13 Jahren unterrichtet er an der Berufs- und Technikerschule im hessischen Butzbach: „Wir sind eine kleine Schule und manchmal fehlt mir das Feedback, das man sonst von Gästen oder Kollegen im Betrieb bekommt.“ Den Wechsel hat René Weiser nie bereut, nicht zuletzt, weil er sich anfangs ein Schuljahr lang Zeit genommen hat, um die Arbeit dort nebenberuflich stundenweise kennen zu lernen.
Dass sich ein solches „Reinschnuppern“ bezahlt macht, bestätigt Roland Kestel, dem bereits in seiner eigenen Berufsschulzeit klar war: „Das möchte ich auch mal machen.“ Vor 26 Jahren stieg der heute 60-Jährige dann in den hauptberuflichen Schuldienst an der Berufsschule 3 in Nürnberg ein, nachdem er dort zuvor als nebenberuflicher Lehrer an die Aufgaben herangeführt worden war. „Es ist dem Verein Nürnberger Köche und unter anderem Ernst Fassnacht zu verdanken, dass ich diesen Weg gehen konnte“, erzählt der Bayer, der beim Studium in Ansbach diverse theoretische Prüfungen absolvieren musste. „1990 war ich gerade zurück von einem längeren Auslandsaufenthalt und besonders am Anfang gefiel mir der Gedanke, meine Freizeit besser planen zu können.“ Seine Hauptmotivation ist und bleibt aber die Arbeit mit dem Berufsnachwuchs: „Ich habe einen guten Draht zu den jungen Leuten und ich bringe ihnen gern Neues bei.“
Diese Einstellung teilt auch Christian Mutter, Lehrer für Fachpraxis an der Berufsbildende Schule und an der staatlichen Hotelfachschule im niedersächsischen Emden. Die notwendige Weiterbildung absolvierte der Küchenmeister vor 18 Jahren beim zweieinhalbjährigen Studienseminar – berufsbegleitend und mit je einem Präsenztag pro Woche. „Vom ersten Tag an habe ich gleich unterrichtet, anfangs mit einem Mentor an der Seite“, erzählt der Niedersachse. „Ein Großteil verbringe ich mit den Schülern am Herd und es ist immer wieder schön zu sehen, mit wie viel Vorfreude und Interesse die Kochazubis in den Unterricht kommen.“ An der BBS 2, der größten Schule der Region, findet nicht zuletzt aufgrund der Inselschüler, eine Blockbeschulung statt und jeder Jahrgang ist meist zweizügig angelegt.
Andere Bundesländer, andere Möglichkeiten: Klaus Rexer lebt in Baden-Württemberg und ist seit 17 Jahren Technischer Lehrer an der Landesberufsschule für das Hotel- und Gaststättengewerbe in Villingen-Schwenningen. 2018 bekam er die Chance, einen Aufstiegslehrgang zu belegen und erhält in Kürze den Titel Gewerbeschulrat. „Das war eine tolle Sache und das ,Krönchen‘ der Karriere“, so Rexer. „Mit der Lehrbefähigung für die berufstheoretischen Fächer kann ich als Theorielehrer den Unterricht nun noch ganzheitlicher gestalten.“ Für den Aufstiegslehrgang sind mindestens zwölf Jahre „erfolgreiche“ Unterrichtspraxis und eine Fachbetreuerstelle notwendig sowie eine zweijährige, „ziemlich anstrengende“ Ausbildung. An den Anfang seines Lehrerlebens denkt Klaus Rexer gern zurück: „Der Kontakt zu den Berufskollegen aus Verein und Verband haben mich an die Themen Ausbildung und Wettbewerbe herangeführt,“ sagt der 52-Jährige. „Der wertschätzende Umgang mit anderen Menschen und die Weitergabe von Wissen bleiben für mich das Schönste an diesem Beruf.“